Bildungsstreik in Köln voller Erfolg
Fünf Stunden lang zogen bis zu 5000 SchülerInnen und Studierende kreuz und quer durch die Kölner Innenstadt.
von Kölner SAV-Mitgliedern
Immer wieder stoppte der Zug an Schulen, um noch mehr SchülerInnen mit zu nehmen. Teilweise unter Einsatz von Polizeiketten wurden SchülerInnen in ihren Schulen eingesperrt, um zu verhindern, dass sie sich dem Demonstrationszug anschließen. An einer Schule kletterten Schüler aus dem Fenster, um dennoch von ihrem Recht auf Meinungsäußerung Gebrauch machen zu können. „Schulstreiker sind keine Verbrecher“ hatte ein Schüler auf ein selbstgemaltes Transparent geschrieben. Dass sie von Schulleitung und Polizei heute zeitweise wie solche behandelt wurden, steigerte die Wut der Demonstranten. Unmittelbar vor dem Eingang des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums kam es dann auch zu einem Handgemenge mit den dort postierten Polizisten.
Überhaupt war gegenüber dem Streik und Demonstration im vergangenen Juni die Stimmung noch mal entschlossener, kämpferischer, politischer, auch wenn die Zahl der Bildungs-Streikenden wahrscheinlich etwas kleiner war.
Trotz beständigem Regen und obwohl insbesondere an vielen Schulen der Bildungsstreik kaum oder gar nicht bekannt war, begann der Demonstationszug mit knapp 1000 Schülern. An der Uni wuchs der Protestzug auf über 3000 an, weitere Studierende und SchülerInnen reihten sich im Laufe der Demo in den Protestzug ein, letztere sofern sie einen Weg gefunden hatten, um aus ihrer Schule herauszukommen.
In den Reden zeigte sich, dass es nicht nur um einzelne Missstände und deren Beseitigung geht, sondern um das Bildungssystem insgesamt. Kritisiert wurden Kopfnoten, G8, Studiengebühren, Bachelor/Master, aber auch die Einsortierung und Aussortierung der Schüler nach dem 4. Schuljahr durch das dreigliedrige Schulsystem.
Grundlegende Kritik wurde auch an der Vermarktwirtschaftlichung der Bildung geübt. Das Bildungsystem dürfe nicht von Profitinteressen beherrscht werden und die Bildungsinhalte dürften nicht ausschließlich wirtschaftlichen Interessen dienen, meinte der Vertreter des FH-ASTA. Es müsse in dem Sinne auch zweckfreie Bildung geben, einfach um der Bildung willen.
Stephan Otten, Jugendbildungsreferent beim DGB-Köln, beschrieb den Zusammenhang zwischen Wirtschaftkrise, Misere bei den Ausbildungsplätze und Mangel an den Schulen und Hochschulen.
Zum Abschluss wurde an alle Demonstrationsteilnehmer appelliert, sich zu organisieren. Zu der am Nachmittag stattfindenden Vollversammlung an der Uni wurden ausdrücklich auch SchülerInnen, Azubis, Lehrer, Dozenten, Eltern eingeladen sowie, alle anderen, die de Ziele dieses Bildungsstreiks unterstützen wollen.