Tübingen: besetzter Hörsaal durch Polizei geräumt !

Besetzung vorerst beendet


 

Der von StudentInnen besetzte Hörsaal 25 im Kupferbau der Universität Tübingen wurde am 12.11. um 6:30 morgens von einer Hundertschaft der Polizei gestürmt und die 200 dort schlafenden Besetzer anschließend geräumt.

von David, Teilnehmer der Besetzung

Vorangegangen war eine mehrtägige Besetzung eines der wichtigsten und größten Hörsäle der Universität. Begonnen hatte die Besetzung im Anschluss an eine studentische Vollversammlung bei welcher dies beschlossen wurde. Im Laufe des Protests entwickelten sich zahlreiche unterschiedliche Arbeitskreise, welche den Protest begleiteten und immer wieder neue Forderungen und Ideen ins allabendliche Plenum einbrachten. Einen Tag zuvor erschien der Rektor der Universität Prof. Dr. Bernd Engler und Oberbürgermeister Palmer (Grüne) persönlich um die Räumung anzukündigen. Besonders pikant ist hierbei, dass die Partei des Oberbürgermeisters sich einen Tag zuvor noch mit der Besetzung solidarisch erklärte.

Teil einer internationalen Bewegung

Die Besetzung an der Universität Tübingen war nicht die einzige. Nach einer breiten Besetzungsbewegung in Österreich kommt es nun auch in Deutschland zu Besetzungen im gesamten Bundesgebiet. Unterstützung kommt auch aus der Tschechischen Republik, Kalifornien und Italien, wo es ebenfalls zu Besetzungen gekommen ist. Neben den in Baden-Württemberg eingeführten Studiengebühren richtet sich der Protest vor allem auch gegen die Bachelor- Masterstudiengänge und eine unzureichende Demokratie und Transparenz an den Universitäten. Diese von den StudentInnen angeprangerte Entwicklung geschah auf Wunsch der Wirtschaft und wurde vollzogen durch die neue und alte Bundesregierung bzw. Landesregierungen. Universitäten werden immer mehr den Kriterien der „freien“ Wirtschaft unterstellt, was nichts anderes heißt als dass sie zu ausgelagerten Ausbildungsbetrieben werden, bei denen die StudentInnen vor allem Arbeits- und Konkurrenzdruck, sowie duckmäuserisches und autoritätsgläubiges Verhalten lernen sollen. Hierbei sind die Universitäten nur Teil eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses. Im Kapitalismus werden Unternehmer und Regierung immer alles für die Unterordnung des Menschen unter die Prinzipien der Profitmaximierung tun. Dieser Prozess kann nur durch breiten Protest der Arbeiterklasse, also der Klasse der ArbeiterInnen, Arbeitslosen, SchülerInnen, RentnerInnen und StudentInnen, gestoppt werden. Ohne mit dem herrschenden System zu brechen, werden alle erkämpften Verbesserungen über kurz oder lang allerdings wieder angegriffen und rückgängig gemacht werden. Genau deswegen ist der Kampf für ein System frei von Ausbeutung, Konkurrenzdruck und Unterdrückung notwendig. An vielen Universitäten, z.B. mit der emanzipatorischen Plattform auch in Tübingen, haben sich während der Proteste Arbeitskreise gegründet, welche weit über die Universität herausgehenden Forderungen, auch Forderungen welche mit dem kapitalistischen System brechen, aufstellen.

Der Widerstand geht weiter

Die Räumung in Tübingen ist aber bei weitem noch nicht das Ende des Widerstandes. Heute noch wird es in Tübingen eine Solidaritätsdemonstration für alle Besetzungen international geben. Auch Pläne für weitere Aktionen wurden gestern bereits erarbeitet. Die Studierenden werden sich dem Druck der „Wirtschaftlichkeit“ nicht beugen und weiter für ihre Forderungen kämpfen. Die Besetzung war nur der Anfang.