Zahl der Ausbildungsplätze sinkt, Jugendarmut steigt
Es liegt bekanntlich in der Natur des Kapitalismus, dass in Krisenzeiten immer jene am meisten bluten müssen, die nicht den geringsten Anteil am Bankrott des Systems haben. So meldet die DGB-Jugend, dass derzeit weniger als 50 Prozent eines Azubi-Jahrgangs vom jeweiligen Unternehmen nach Ende der Ausbildung übernommen werden. Die konservative Prognose der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet für 2009 mit zehn Prozent weniger Ausbildungsplätzen.
von Christian Baron, Trier
Bereits im Mai dieses Jahres standen 100 Bewerberinnen und Bewerbern offiziell nur 84 Lehrstellen zur Verfügung, das sind 5,4 Prozent weniger als im Mai des Vorjahres. Laut DGB fehlten im Mai insgesamt 85.836 betriebliche Ausbildungsplätze. Dazu kommen aber 350.000 sogenannte AltbewerberInnen ohne Lehrstelle, so ver.di.
Von Kurzarbeit sind neben ArbeitnehmerInnen auch Azubis betroffen. Dabei ist es nicht weniger als ein Skandal, dass die ohnehin viel zu dürftige Regelung zum Kurzarbeitergeld für Auszubildende nicht gilt, weil es sich rechtlich gesehen bei der Ausbildungsvergütung um eine Art „Erziehungsgeld“ handelt. Stattdessen sollen sich die Jugendlichen in diesem Fall damit begnügen, lediglich sechs Wochen regulär weiterbezahlt zu werden, während für die Folgezeit kein rechtlicher Anspruch mehr besteht.
Bereits jetzt sind hierzulande mehr als eine Million Jugendliche auf Hartz IV angewiesen, von denen die meisten sich ohne grundlegende gesamtgesellschaftliche Veränderungen kaum jemals aus ihrer Armut befreien können.
So ist nun zu vermuten, dass vielen Jugendlichen binnen kürzester Zeit die Pistole auf die Brust gesetzt wird: entweder eine Vereinbarung zur Senkung der Ausbildungsvergütung unterschreiben oder der Ausbildungsplatz wird gestrichen. Unabdingbar ist, gerade im Zuge des erfolgreichen Bildungsstreiks, die Frage der Jugendarbeitslosigkeit stets mit der Notwendigkeit zu verbinden, dass einzig die Abschaffung sämtlicher Profit- und Konkurrenzelemente, der ungehinderte Zu-gang aller junger Menschen zu kostenfreier Bildung sowie eine gesetzliche Ausbildungsplatzgarantie Grundvoraussetzungen für die Abschaffung der massenhaften Verelendung sind.
Forderungen der SAV
– Einen garantierten, wohnortnahen Ausbildungsplatz für jeden Jugendlichen
– Ausbildungsquote – gemessen an der Beschäftigtenzahl (auf Basis des Jahres 2008) – von zehn Prozent in jedem Betrieb
– Drastische Erhöhung der Auszubildendenvergütungen auf mindestens 750 Euro plus Warmmiete
– Garantierte und unbefristete Übernahme in den erlernten Beruf