Bundesweiter Schülerstreik im Herbst geplant
„Bildung für alle – und zwar umsonst“, schallte es am 12. Juni durch die Straßen von Oldenburg, Ulm, Kassel und anderen Städten. 15.000 SchülerInnen steikten an jenem Tag.
von Sönke Jan Schröder, Kassel
Der Protest der SchülerInnen richtet sich gegen überfüllte Klassen und zu wenig LehrerInnen, gegen Leistungsdruck, gegen soziale Auslese und Studiengebühren. Zudem regt sich Widerstand gegen das G8, Abitur nach zwölf Jahren, das in den letzten Jahren in immer mehr Bundesländern eingeführt wurde.
Bildungsrepublik?
Parallel zu den Schülerstreiks am 12. Juni rief Kanzlerin Angela Merkel die „Bildungsrepublik Deutschland“ aus. Aber wie stellt sich Merkel diese „Bildungsrepublik“ vor? Ein ausgeglichener Bundeshaushalt bis 2011 hat für Merkel oberste Priorität. Erst dann würden weitere Mittel für die Bildung zur Verfügung gestellt – also wird weiter gekürzt.
Gleichzeitig fördert man eine kleine Elite: Privatschulen boomen. In Bayern besucht bereits fast jedes zehnte Kind eine solche Schule. Wer zahlt dafür? Neben Staatsknete beträgt allein die Anmeldegebühr der „International School Hannover Region“ 2.500 Euro.
Wenn Merkel von Haushaltskonsolidierung faselt, dann müssen wir ihr entgegen halten: Wir brauchen Geld für Bildung – nicht für Rüstung! Schluss mit Steuergeschenken an die Unternehmer!
Für einen heißen Herbst!
Das Berliner Schülerbündnis „Bildungsblockaden einreißen“ schlägt für den 4. und 5. Oktober eine bundesweite Aktionskonferenz vor – als Gegengipfel zu Merkels „Bildungsgipfel“ am 22. Oktober. Außerdem diskutieren SchülerInnen in Berlin, Tübingen oder Kassel über einen bundesweiten Streiktag im Herbst. Als Terminvorschlag gibt es bisher den 12. November.
Vor dem 12. Juni gingen bereits 8.000 SchülerInnen in Berlin auf die Straße. Auch in Lüneburg und anderen Städten kam es zu Protesten. Wir haben die reale Chance, Verbesserungen zu erkämpfen und zum Beispiel das G8 zu kippen. Begründet wird das achtjährige Gymnasium damit, dass die deutschen Hochschulabsolventen zu alt seien. Das hat aber vor allem damit zu tun, dass 63 Prozent aller Studierenden nebenher jobben müssen. Darum ist es nötig, dass die SchülerInnen den Brückenschlag zu den StudentInnen suchen – und zu allen anderen, die Opfer der Umverteilungspolitik sind. N
Forderungen der SAV
Für die sofortige Einstellung von ausreichend LehrerInnen, um als ersten Schritt alle Klassen auf maximal 20 SchülerInnen zu begrenzen
Für eine bedarfsgerechte Ausstattung der Schulen
Kostenlose Bildung für alle
Schluss mit Studiengebühren
Nein zu Sponsoring und Bildungsprivatisierung
Nein zum Super-Stress – Rücknahme der Schulzeitverkürzung (G8), die in den letzten Jahren in mehreren Bundesländern beschlossen wurde