Kolumne von Lucy Redler
Josef Ackermann ruderte schnell wieder zurück. Er hätte das nicht so gemeint, dass er nicht mehr an die Selbstheilungskräfte des Marktes glaubt. Trotzdem sollten Regierungen und Banken konzertiert handeln, um ein Übergreifen der Finanzmarktkrise auf die „reale Wirtschaft“ zu verhindern. Was für ein Eingeständnis von einem zentralen Vertreter des Kapitals, dass der Kapitalismus nicht funktioniert! Ackermann sorgt sich jedoch nicht um die sozialen Folgen, sondern um seine Profite. Deshalb müssten, getreu dem altem Motto, Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden.
Deutschlandradio fragte Oskar Lafontaine daraufhin, ob denn nun die Zeit gekommen sei, zusammenzustehen und Solidarität mit dem Kapital zu üben. Ja, meinte Lafontaine, denn offensichtlich wisse das Kapital nicht mehr weiter. Anstatt zu erklären, dass der Beginn der wahrscheinlich tiefsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg zeigt, dass der Kapitalismus ersetzt werden muss durch eine sozialistische Gesellschaft, bietet Lafontaine Vorschläge, wie der Staat die Kapitalisten und ihr System retten könnte. Eine Ankurbelung der Binnenkonjunktur, stabilere Wechselkurse und Kapitalverkehrskontrollen müssten her und die Europäische Zentralbank sollte ähnlich wie die US-Notenbank den internationalen Finanzmärkten mehr helfen.
Unabhängig davon, dass all diese Konzepte à la Keynes die Krisenhaftigkeit des Systems nicht beseitigen werden – wie wir es schon in den siebziger Jahren gesehen haben –, reichen Lafontaines Regulierungs- und Umverteilungsforderungen nicht aus. Wenn Bankenpleiten, Werksschließungen und massenhafte Verarmung drohen, dann verhallt ein Ruf nach mehr Regulierung.
Es ist an der Zeit, den Kapitaleignern Banken und Konzerne zu entreißen, ihr Spiel nicht länger hinzunehmen, statt nur die Spielregeln ändern zu wollen. Ansonsten zahlen Millionen die Zechen: Über steigende Preise, noch mehr Arbeitslose und sogar noch mehr Obdachlose, wie es schon jetzt in den USA der Fall ist.