Nokia: Schließung verhindern – weiter kämpfen!

„ Nokia: Nicht ohne Kampf ins Aus!“ – So stand es auf einem Plakat eines Nokia-Beschäftigten auf der Großdemonstration in Bochum am 22. Januar. Und es drückte aus, was viele dachten: Das Werk scheint verloren. Zwischen 15.000 und 20.000 KollegInnen waren nach Bochum gekommen, um gegen die Schließung des Werkes zu demonstrieren.


 

Jetzt wäre der notwendige nächste Schritt, den Kampf im Werk zu organisieren: durch Streik und Besetzung, um den frühzeitigen Abtransport von Maschinen zu verhindern. Damit müsste die Forderung nach Überführung des Werkes in öffentliches Eigentum verbunden werden. So könnten die Arbeitsplätze gesichert werden.

Bundesweite Solidarität

Die Solidarität, so schnell nach Bekanntwerden der Schließungspläne war beeindruckend: Aus den anderen Nokia-Standorten waren KollegInnen angereist, in allen drei Bochumer Opel-Werken ruhte ab 11.00 Uhr die Arbeit, rund 2000 Opelaner waren dem Aufruf zur Demonstration gefolgt. Beschäftigte der Bochumer Stadtwerke waren da, KollegInnen von ThyssenKrupp – aus dem ganzen Bundesgebiet waren Beschäftigte angereist. Bochumer SchülerInnen reihten sich mit vielen selbstgemachten Schidern in die Demonstration ein. Dies ist ein wichtiger Ausdruck, wie stark die Wut und Empörung unter Beschäftigten wegen der geplanten Stillegung des Nokia-Werkes ist.

Nokia hatte für den Standort rund 80 Millionen Euro an Subventionen erhalten, aber kürzlich erklärt, den Gewinn des Konzernes in fünf Jahren verdoppeln zu wollen! Damit wird Millionen abhängig Beschäftigter erneut deutlich gemacht, worum es den Konzernen geht: Profitmaximierung auf dem Rücken der KollegInnen!

Die LINKE

Während die SPD-Landtagsfraktion und vor allem NRW-Arbeitsminister Laumann Buhrufe und Pfiffe ernteten, wurde LINKE-Fraktionsvorsitzender Lafontaine mit „Oskar, Oskar!“-Rufen empfangen. DIE LINKE war insgesamt wohl auch zahlenmäßig die am stärksten vertretene Partei. Der NRW-Landesvorstand hatte am vergangenen Wochenende beschlossen, die Mitglieder zur heutigen Demonstration zu mobilisieren. Lafontaine, Gysi, Bisky und die Bochumer Abgeordnete Sevim Dagdelen verwiesen auf Artikel 24 der Landesverfassung, dem zu folge das Wohl des Menschen im Mittelpunkt des Arbeitslebens stehe. Was aber leider fehlte, war die dringend notwendige Schlussfolgerung – wenn das Wohl der Beschäftigten vorgehen soll, muss das Nokia-Werk in öffentliches Eigentum überführt werden, um das Werk unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Belegschaft weiterzuführen.

Stimmung zwischen Wut und Hiflosigkeit

Diese Stimmung drückte sich in den Gesichtern aus: Während alle Demo-Teilnehmer von Solidarität sprachen und sichtlich empört waren, sind die nächsten Schritte offen geblieben. Hauptredner Berthold Huber, Vorsitzender der IG Metall, drohte Nokia einen harten Kampf an – allerdings erst, wenn in weiteren Verhandlungen keine Verbesserungen erreicht werden könnten. Dabei waren erst am gestrigen Montag Gespräche zwischen dem Bochumer Nokia-Betriebsrat und der deutschen Konzernleitung ergebnislos gescheitert. Erst am 27. Januar soll es eine nächste Betriebsversammlung geben, um die KollegInnen im Werk zu informieren. Die Strategie der IG Metall scheint nur darin zu bestehen, die Ruhe im Werk aufrecht zu erhalten.

Streik, Besetzung, Vergesellschaftung nötig!

Dabei wäre es angesichts der Härte des Vorgehens der finnischen Konzernführung und der gleichzeitigen massiven bundesweite Solidarität längst überfällig, konkrete Kampfmaßnahmen einzuleiten: Vollstreik und Besetzung des gesamten Betriebes statt die KollegInnen auf weitere sinnlose Verhandlungen zu orientieren. Die IG Metall müsste einen bundesweiten Solidaritäts-Aktionsstag mit Arbeitsniederlegungen auch in anderen Werken organisieren und Kontakt zu KollegInnen und Betriebsräten in Rumänien aufnehmen.

Doch solange diese notwendigen Maßnahmen nicht durch die IG Metall durchgeführt werden, ist es nötig, dass die Belegschaft eigene Schritte unternimmt, um den Arbeitskampf zu beginnen. So haben es auch KollegInnen im Opel-Werk 2004 vorgemacht. Bei BSH Berlin, das 2006 von Schließung bedroht war, führte der Betriebsrat ganztätige Informationsveranstaltungen durch, wodurch der Betrieb drei Wochen lang lahmgelegt wurde. Bei Opel Bochum setzten die KollegInnen das durch, indem sie vor das Betriebsratsbüro zogen.

Angesichts der massiven Kurseinbrüche an den Börsen anfangs der Woche ist es nur eine Frage der Zeit, bis andere Konzerne beschließen werden, ganze Betriebe und Produktionslinien stillzulegen. Ein Absenken von Löhnen und Arbeitsbedingungen auf rumänisches Niveau kann nicht unsere Zukunft sein. Zu Verteidigung der Arbeitsplätze sind alle notwendigen Mittel einzusetzen – damit muss jetzt in Bochum begonnen werden. Für den Kampf der Nokia-Beschäftigten muss weiter bundesweite Solidarität organisiert werden.