Konzern plant verschärften Personalabbau bei T-Systems und droht mit Kündigungen. Ausgliederung der T-Com als Vorbild. Ver.di kündigt Widerstand an
von Daniel Behruzi, zuerst veröffentlicht in der jungen Welt, 9.10.07
Beim Telekom-Konzern drohen erneut Auseinandersetzungen zwischen Management und Beschäftigtenvertretern. Nur kurzzeitig trat nach Beendigung des wochenlangen Streiks in Zusammenhang mit der Ausgliederung von 50000 Servicemitarbeitern – dessen Ergebnis u. a.Lohnkürzungen und eine unbezahlte Arbeitszeitverlängerung von vier Wochenstunden sind – Ruhe im Unternehmen ein. Doch nun sorgen Forderungen der Konzernspitze zur Kostenreduzierung – dieses Mal in der Tochter T-Systems – schon wieder für Unruhe.
»Entlassungen möglich«
Einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom Montag zufolge plant das Telekom-Management in der Unternehmenssparte T-Systems die Vernichtung von 5500 Arbeitsplätzen bis 2008. Bislang war ein Abbau von 5100 Stellen erwartet worden. Selbst Entlassungen seien nicht ausgeschlossen. »Wir haben betriebsbedingte Kündigungen für T-Systems nie ausgeschlossen«, so Telekom-Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick gegenüber dem Blatt, das weiter berichtet, rund 4600 Mitarbeiter seien bereits angeschrieben worden, um ihren Sozialstatus abzufragen – üblicherweise eine Vorbereitung auf Entlassungswellen.
Insgesamt wolle die Telekom ihre Personalausgaben um rund ein Fünftel senken, so die FAZ weiter. »Benchmark« sei dabei die France Télécom, deren »Personalaufwandsquote« bei 17 statt wie bei der Deutschen Telekom bei 22,3 Prozent liege. Personalvorstand Eick ließ zudem wissen, daß sich die bei der T-Com vorexerzierte Auslagerung von Teilbereichen in rechtlich selbständige Untergesellschaften »bewährt« habe. Er sehe darin auch für andere Konzernbereiche ein mögliches Vorbild. Ver.di hatte die Ausgliederung in drei eigenständige Servicegesellschaften seinerzeit zwar kritisiert, in dem folgenden Arbeitskampf war es jedoch lediglich um die tarifliche Absicherung der Betroffenen gegangen. Auch eine von linken Gewerkschaftern während des Ausstands geforderte Ausweitung der Aktionen auf andere Konzernbereiche – vor allem die jetzt betroffene T-Systems – hatte die ver.di-Spitze zurückgewiesen.
Ver.di empört
Auf die neuerliche Kampfansage reagierte die Gewerkschaft empört. »Diese Äußerungen sind alamierend. Offenbar soll der Konfliktkurs, der vor allem mit dem Namen René Obermann verknüpft ist, jetzt bei T-Systems fortgesetzt werden«, erklärte ver.di-Sprecher Jan Jurczyk am Montag auf jW-Nachfrage. Ganz offensichtlich gingen die aktuellen Ankündigungen noch über die im November 2005 genannten Zahlen hinaus. Seinerzeit hatte die Telekom-Spitze bekanntgegeben, im Gesamtkonzern in den Jahren 2006 bis 2008 rund 32000 Arbeitsplätze »sozialverträglich« abbauen zu wollen. Offenbar fühle sich das Management an die von ihm selbst formulierten Vorgaben nicht gebunden. Jurczyk betonte, daß auch die zuvor bereits bekannten Stellenstreichungen von Betriebsrat und Gewerkschaft keineswegs mitgetragen worden seien. »Es gibt keine Vereinbarung hierüber.« Der Vorstand sei lediglich seinen Informationspflichten gegenüber der betrieblichen Interessenvertretung nachgekommen.
Den neuerlichen Vorstoß der Telekom-Bosse Obermann und Eick betrachtet die Gewerkschaft nicht nur als Affront gegen sich selbst und die Beschäftigten, sondern auch gegen den erst vor wenigen Wochen eingesetzten neuen T-Systems-Vorstand. »Wie soll denn dieses Gremium noch eigene Strategien entwickeln, wenn der Telekom-Vorstand von Anfang an klarmacht: Unsere Maxime heißt Personalabbau«, kritisierte Jurczyk. Sollte die Unternehmensleitung an den Maßnahmen festhalten, werde es in jedem Fall Proteste geben, kündigte der ver.di-Funktionär an, ohne allerdings Details zu nennen. »Wir werden alle gebotenen Mittel nutzen, um den Vorstand von seinem Wahnsinnskurs abzubringen«, sagte er. Die Stimmung sei infolge der immer neuen Ankündigungen und Maßnahmen »ganz unten«, berichtete der Gewerkschafter. »Im Sinne des innerbetrieblichen Friedens, den das Management im Anschluß an den Streik bei der T-Com eigentlich wiederherstellen wollte, ist das völlig kontraproduktiv – und das werden sie auch zu spüren bekommen.«