Mutterkreuzzug von Eva Hermann wird mit den besten Wünschen der NPD bedacht
Nachdem mit einer Werbekampagne für ihren Bestseller “Das Eva-Prinzip” die ehemalige NDR-Moderatorin und Tagesschau-Sprecherin Eva Hermann durch jede Talkshow tingelte, um für ein rückwärtsgewandtes Familienbild Werbung zu machen, in dem es im Kern darum geht Frauen an den Herd zu verdonnern, hätten wohl die wenigsten mit dem konsequenten Weiterverfolgen dieses Gedankens gerechnet.
von Eckhard Geitz, Kassel
Allerdings ist Eva Hermann für eine Überraschung gut gewesen und hat am vergangenen Wochenende noch einen drauf gesetzt, als sie gestand, dass Adolf Hitler zwar schlimm, aber nicht alles am Faschismus in Deutschland schlecht gewesen sei.
So sei im “Dritten Reich” der Wert Familie und die Rolle der Mutter mehr geachtet worden. Diese Errungenschaften seien dann durch die 68er-Generation abgeschafft worden, was die Verfechterin des alten Frauenbildes natürlich bedauert.
Äußerungen dieser Art bleiben natürlich nicht lange unkommentiert und so hat Hermann damit nicht nur einen gewissen Wirbel um ihr neues Buch entfacht, der Bild am Sonntag zu einer Titelstory verholfen und dem NDR eine Begründung für ihren Rauswurf geliefert, sondern sich auch noch Lob von der NPD und dem Ring Nationaler Frauen (RNF) gesichert. In einer gemeinsamen Erklärung der beiden Organisationen heißt es:
"Auch wenn Frau Hermann sich noch nicht eingestehen will, dass sie zumindest auf dem Themengebiet Familie mit der nationalen Opposition in unserem Land, speziell der NPD und dem RNF konform geht, so ist sie für uns nationale Frauen hinsichtlich der Familienpolitik eine gute Wegbereiterin. Der Mut, den Frau Hermann aufgebracht hat, um auf die positive Einstellung zu Kindern, Mutterschaft, Familie und Werten wie Zusammenhalt in früheren Zeiten hinzuweisen, und dabei bestimmte Jahre aus Ehrlichkeit nicht auszuklammern, ist bewundernswert!"
Ob aus Mediengeilheit, Dummheit oder einer bewusst reaktionäreren Grundhaltung, als dies von Eva Hermann gemeinhin angenommen wird: Eva Hermann hat sich schon lange zur Avantgarde im Kampf gegen Errungenschaften der Frauenbewegung gemacht.
Der Bezug auf die bessere Stellung der Mütter und Familie im Nationalsozialismus ist zynisch. Für Familien, die vom Staat abhängig waren gab es unter den Nazis staatliche Unterstützung, die unter der Armutsfrenze lagen, mit anderen Worten zu wenig waren zum Leben und zum Sterben zuviel.
Zuwendungen, die über dieses geringe Maß hinaus gingen wurden von den faschistischen Verbänden bezahlt. Dass dieses Geld unter anderem aus den sogenannten Arisierungsmaßnahmen, also Enteignungen jüdischen Eigentums stammte, steht außer Frage.
Förderungswürdig war, wer die Rassenmerkmale der Nazis erfüllte und in ihren Augen zur Aufzucht der "Herrenrasse", zur Besiedlungspolitik der Gebiete der ehemaligen Sowjetunion und zum Nachschub für soldatisches Kanonenfutter beitragen konnte.
Eva Hermann verhöhnt die Opfer des Faschismus in Deutschland doppelt. Einerseits durch ihren positiven Bezug auf die Familienpolitik der Nazis und andererseits durch ihre heuchlerische Entschuldigung, in der sie es angeblich bedauere Missverständnisse ausgelöst und damit Opfer beleidigt zu haben. Den Inhalt dessen, was sie gesagt hat, nahm sie indes nicht zurück.
Vielleicht kann sich demnächst auch ein x-beliebiger NPD-Verband mit einer Buchvorstellung von Hermanns neuem Werk “Das Prinzip Arche Noah” schmücken. Den Link zur Beteiligung an der Hörbuchreihe “Laut gegen Nazis”, womit Hermann auch Kasse macht, müsste sie zum besseren Verständnis mit den Kameradinnen der NPD noch von ihrer Homepage nehmen.
SozialistInnen und AntifaschistInnen können jedenfalls sehr gut auf geheuchelte Solidarität im Kampf gegen Rechts verzichten, mit der Typen wie Eva Hermann erst noch einige Prestigepunkte sammeln wollen, um dann geistigen Dünnpfiff zu verbreiten, wo selbst Nazis nichts anderes mehr einfallen kann, als laut Applaus und Beifall zu rufen.