Die Ablehnung gegen die Afghanistan-Einsätze wächst. Fast zwei Drittel der Bevölkerung waren im August für den Abzug der Truppen. Zehn Prozent mehr als im Vormonat. Und sie haben Recht. Jeden Tag, den die Bundeswehr und die anderen Armeen länger bleiben, verschlimmert sich das Leben der Menschen.
von Aron Amm, Berlin
Was ist dran an den Argumenten der Merkel/Müntefering-Regierung?
„Es handelt sich um eine Friedensmission“?
Die ausländischen Truppen sind keine Friedens-, sondern Kriegstruppen. Sie schießen, bomben und töten. Im letzten Vierteljahr haben sie „versehentlich“ mehr ZivilistInnen als Taliban umgebracht.
Die Bundeswehr ist dabei Komplize. Ihre Tornado-Flugzeuge spähen Ziele aus, die anschließend in die Luft gesprengt werden. Das Tornado-Suchsystem kann nicht ausmachen, ob es sich um Zivilisten handelt.
„Den Menschen muss doch geholfen werden“?
Krieg und Besatzung sind keine Hilfe. Im Gegenteil. Nach sechs Jahren Einmischung durch die USA und andere fehlt es am Nötigsten. Nicht einmal die Versorgung mit Strom und Wasser ist gesichert. Millionen sind Flüchtlinge, Hunderttausende obdachlos.
Die Besatzer haben seit 2001 für Militär mehr als zehnmal so viel ausgegeben wie für zivile Hilfe.
„Krieg gegen Terror“?
Das ist kein Krieg gegen Terror. Es wird selber Terror betrieben. Terror, der Afghanen in die Arme der Taliban treibt.
Es gibt aber nicht nur die Taliban, es gibt verschiedene Formen von Widerstand.
Die Besatzer werden keines der Probleme lösen. Schließlich sind sie in ihren eigenen Ländern für Sozialabbau und Aufrüstung verantwortlich. Taliban und Warlords streben selber nach Macht. Darum sind die ArbeiterInnen, Jugendlichen und verarmten Bauern die einzigen, die eine Veränderung erreichen können – wenn sie sich zusammen tun und den Widerstand gegen Krieg und Unterdrückung mit dem Widerstand gegen Ausbeutung und Privatisierung verbinden (siehe Seite 9).
Statt Soldaten abzuziehen, wollen die westlichen Regierungen weitere Einheiten nach Afghanistan schicken. Sie geraten in Panik, weil sich ihre Position täglich verschlechtert.
Das treibt auch die Herrschenden in Deutschland um. Zudem sind ihnen die Afghanistan-Einsätze deshalb wichtig, weil sie so den Radius der Bundeswehr ausdehnen können – um Einfluss, Absatzmärkte sowie den Zugriff auf Rohstoffe und billige Arbeitskräfte auszubauen. Mit ihren Afghanistan-Einsätzen haben sie einen Fuß in der Tür Zentralasiens, der Region mit den zweitgrößten Öl- und Gasvorräten. Wobei für sie der Wettlauf um die Bodenschätze in Afrika noch größere Bedeutung hat (siehe Seite 5).
Auf ihrer Jagd nach Profiten werden die Kapitalisten immer neue Kriegseinsätze starten. Wenn wir sie nicht daran hindern. Und uns gegen Krieg und Konzernherrschaft zur Wehr setzen.
Forderungen der SAV:
Alle Besatzungstruppen raus aus Afghanistan
Nein zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr
Schluss mit Aufrüstung und Waffenexporten
Enteignung der Rüstungsindustrie und Überführung in öffentliches Eigentum bei demokratischer Kontrolle durch die arbeitende Bevölkerung
Bundesweite Demonstration
Bundeswehr raus aus Afghanistan
Berlin, 15. September
12 Uhr Alexanderplatz/ Rotes Rathaus
Infos unter: www.afghanistandemo.de