Mitten in den Energiegipfel von Atombranche und Bundesregierung platzte die Meldung von erneuten Störfällen in den Vattenfall-Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel.
Nahe den Reaktoren kam es zu schweren Bränden, gefährlicher Rauchgasentwicklung, dem Ausfall wichtiger Schutzvorrichtungen und einiger Bedienelementen der Schnellabschaltung. Hätten weitere Sicherheitssysteme in diesem Fall ebenfalls versagt, wären hoch radioaktive Reaktorkerne innerhalb kürzester Zeit freigelegt gewesen. Dies hätte den Super-GAU bedeutet.
von Jenny Stern und Sebastian Foerster, Fulda
Der Skandal erinnerte stark an die Vorfälle im schwedischen Vattenfall-Werk Forsmark im letzten Jahr. Ähnlich wie damals wurde vom Betreiber alles versucht, um die Vorfälle zu vertuschen und zu verharmlosen. Und natürlich die maroden Atommeiler schnellstmöglich zurück ans Netz zu bekommen. Schließlich bedeutet ein Tag Ausfall eine Million Euro Verlust pro Anlage.
Atomkraft ist sicher? – Nix ist…
Es ist klar: Um ihre Profite zu retten, setzen die Konzerne unser Leben Tag für Tag skrupellos aufs Spiel und lassen jedes Kernkraftwerk so lange wie möglich ticken. Seit dem Jahr 2000 wurden allein in der Bundesrepublik 910 meldepflichtige Pannen und 33 ernstere Störfälle von den Behörden gezählt. Ernstere Konsequenzen dieser Untersuchungen gab es keine.
In Deutschland bestimmen vier Stromriesen – Vattenfall, RWE, E.ON und EnBW – über die Atombranche und über 80 Prozent der Stromproduktion. Gemeinsam kamen sie 2006 auf einen Umsatz von 136 Milliarden Euro („Die 100 größten Unternehmen“, FAZ-Beilage vom 3. Juli).
…besser Ausstieg jetzt!
Tschernobyl darf sich nicht wiederholen. Ein Ausstieg geht aber nur gegen die Atomlobby. Deswegen gehören die Betreiber enteignet und Stromnetze in öffentliche Hand. Vattenfall ist zwar ein (schwedisches) Staatsunternehmen, akzeptiert aber völlig die kapitalistischen Spielregeln. Darum ist es auch entscheidend, dass die Konzerne nicht nur den Privaten entrissen sind, sondern zugleich von Belegschaftsvertretungen, der arbeitenden Bevölkerung und von Umwelt- sowie Verbraucherverbänden kontrolliert und verwaltet werden.
Ein sofortiges Abschalten aller in Deutschland existierenden Kernkraftwerke ist keineswegs utopisch, da große Überkapazitäten an gewonnener Energie aus anderen Quellen bereits vorhanden sind und massive Energieeinsparpotenziale bestehen.
Auch das durch eine drohende Klimakatastrophe nötige radikale Umschwenken auf erneuerbare und umweltfreundliche Stromgewinnung ist erst möglich, wenn die Macht der Konzerne gebrochen und der Energiesektor in Gemeineigentum überführt ist. Jederzeitig wähl- und abwählbare VertreterInnen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen würden zu durchschnittlichem Tariflohn entscheiden, welche Maßnahmen zur Energieversorgung den Fortbestand von Mensch und Natur sichern können, und welche nicht.
Forderungen der SAV:
Sofortige Stilllegung aller AKWs
Stopp aller Atomtransporte
Schaffung von sinnvollen Ersatzarbeitsplätzen für die Beschäftigten der Atomindustrie
Enteignung der Atomkonzerne
Überführung der Energieversorgung in öffentliches Eigentum bei demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung. Umstellung auf erneuerbare Energien