Die Financial Times Deutschland spricht von der „satten Forderung“ der IG Metall (IGM) nach 6,5 Prozent mehr Lohn in der Tarifrunde. Was genau ist eigentlich „satt“ an dieser Forderung, wenn laut einer Handelsblatt-Studie im letzten Jahr die Vorstandsgehälter bei den 30 größten Aktiengesellschaften um bis zu 20 Prozent gestiegen sind? Hier gab es keine zähen Verhandlungen, bevor sich die Bosse großzügig selbst bedienten.
von Angelika Teweleit, Berlin
In einigen Betrieben haben KollegInnen für höhere Forderungen argumentiert. Damit konnten sie sich leider nicht durchsetzen. Der Arbeitsdruck ist enorm. Die Lebenshaltungskosten steigen, nicht zuletzt durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer. Die Reallöhne bleiben seit Jahren hinter den Produktivitätssteigerungen zurück. Mit 6,5 Prozent würde lediglich die Umverteilung von unten nach oben gestoppt.
Die Metallarbeitgeber hoffen, die IG-Metall-Führung mit Einmalzahlungen über den Tisch zu ziehen. Aber die Einmalzahlung wirkt nicht für die nächste Tarifrunde. Nach IGM-Berechnungen würden KollegInnen zwischen 500 und 1.100 Euro pro Jahr verlieren.
Gemeinsam streiken bei Metall und Telekom
Die offizielle Linie der IG-Metall-Spitze lautet, dass Einmalzahlungen nur als „Sahnehäubchen obendrauf“ akzeptabel seien, so IGM-Vize Berthold Huber in der Märzausgabe der metall. Doch haben einzelne IGM-Verhandlungsführer schon Kompromissbereitschaft signalisiert. Aus den Betrieben muss daher ein klares Signal kommen: Es darf keine Kompensationsgeschäfte geben.
Die Bedingungen für Streik sind günstig: Erstens sind die Unternehmer aufgrund der Auftragslage verwundbar. Zweitens stehen in anderen Branchen Auseinandersetzungen an, wie auch bei der Telekom. So gibt es die Möglichkeit für zeitgleiche Streiks und gemeinsame Proteste. Drittens ist die Wut am Kochen.
Erzwingungsstreik vorbereiten
Ohne Arbeitskampf wird es keine 6,5 Prozent geben. Aber mit einem entschlossenem Erzwingungsstreik in der gesamten Metall- und Elektroindustrie wäre das möglich.
Zudem bietet die Tarifrunde die Chance, den Versuch der Unternehmen abzuwehren, das Entgeldrahmenabkommen (ERA) zu Lohnraub zu nutzen. Im Rahmen des Tarifkampfes kann eine Neuverhandlung der „Tarifreform“ durchgesetzt werden, um jegliche Verschlechterungen im Entlohnungssystem – auch für Neueingestellte – zu verhindern.
Angelika Teweleit ist Mitglied der SAV-Bundesleitung