Wann, wenn nicht jetzt?
13 Milliarden Euro Gewinn hat die Telekom in den letzten drei Jahren gemacht. Die Vorstandsgehälter sind explodiert. Dafür haben die Beschäftigten mit Lohnverzicht und Arbeitsverdichtung bezahlt. Jedes Mal hieß es, damit würden die Arbeitsplätze gesichert. Pustekuchen.
von Ursel Beck, Stuttgart
Seit Herbst 2005 läuft der Abbau von 32.000 Arbeitsplätzen bis Ende 2008. Obendrauf sollen jetzt noch mal 900 Millionen Personalkosten gekürzt werden.
Um das zu erreichen, greifen die Telekom-Manager zu Tarifflucht durch Ausgründung. 50.000 Beschäftigte sind direkt betroffen.
Diesen Horrorkatalog haben die Telekom-Manager für die T-Com- Beschäftigten auf dem Plan: direkter Lohnverlust von 22 Prozent (zwölf Prozent weniger Gehalt, und etwa zehn Prozent weniger durch Wegfall des Leistungsentgeltes). Zudem soll die Wochenarbeitszeit, die zuvor ohne vollen Lohnausgleich auf 34 Stunden verkürzt wurde, wieder auf 38 Stunden verlängert werden. Das macht zusammen mit dem Wegfall von bezahlten Wegezeiten nochmal um die 25,5 Prozent indirekten Gehaltsverlust. BeamtInnen droht die unbezahlte Verlängerung der Arbeitszeit auf 41 Stunden.
Nein zur Ausgründung
Die bisherige Verzichtspolitik der ver.di-Führung ist nicht aufgegangen. Im Gegenteil, die Telekom-Oberen fühlten sich stets ermutigt nachzulegen. Es muss einen radikalen Kurswechsel bei ver.di geben. Die Belegschaft braucht ein klares Signal für einen entschlossenen Streik gegen den Horrorkatalog.
Ein Streik sollte nicht auf die 50.000 direkt betroffenen Beschäftigten begrenzt bleiben, sondern auf alle knapp 160.000 Telekom-Beschäftigten, inklusive der BeamtInnen, ausgedehnt werden. Es gilt, jede weitere Verschlechterung und die Ausgründungspläne komplett zu stoppen.
Doch wie wäre eine Ausweitung des Kampfes möglich? Kritische, kämp ferische ver.di-Mitglieder bei der Telekom schlagen in ihrer Betriebszeitung Magentat vor: „Die Abbaupläne könnten von ver.di mit der Forde rung nach einem Konzerntarifvertrag gegen Arbeitsüberlastung gekontert werden. Für einen solche Tarifvertrag wäre in allen Telekom-Betrieben innerhalb ganz kurzer Zeit ein ganz legaler Streik möglich.“
Wenn die Telekom-Beschäftigten streiken, gibt es keine neuen DSL- Anschlüsse, keine Entstörung und vieles andere nicht mehr. Mit gezielten Streikaktionen, demokratisch kontrolliert durch die KollegInnen, könnte man dafür sorgen, dass die großen Konzerne und ihre Vorstandsmitglieder empfindlich an den Profiten getroffen werden. Es bietet sich auch die Möglichkeit zeitgleicher Streiks mit MetallerInnen und DruckerInnen. So ließe sich der Druck enorm erhöhen.
Es kommt jetzt darauf an, den Herren Obermann und Co. klarzumachen, dass ohne die Beschäftigten gar nichts läuft.
Ursel Beck ist gewerkschaftspolitische Sprecherin der SAV