Kolumne von Lucy Redler
Der Hamburger Hafen: Nicht nur Industrieromantik, wenn man in der Abendstunde über die Elbbrücken die Hansestadt erreicht, sondern auch zweitgrößter Hafen in Europa nach Rotterdam. Mit einer sehr kämpferischen Belegschaft, wie ich in den fünf Jahren, die ich in Hamburg gelebt habe, erfahren durfte.
Der erfolgreiche Kampf der Hamburger Hafenarbeiter gegen die EU-Hafenrichtlinie Port Package II hat sie bundesweit und sogar international bekannt gemacht. Nun haben die Arbeiter erneut Stärke demonstriert. Anderthalb Jahre lang hat Alleinregierer Ole von Beust mit seiner CDU versucht, 49,9 Prozent der Hamburger Hafen und Logistik Aktiengesellschaft (HHLA) an private Investoren zu verhökern.
Die Ablehnung der Privatisierung durch Tausende von Kollegen und die Erfahrung der eigenen Stärke im Kampf gegen Port Package hat zu einem weiteren eindrucksvollem Arbeitskampf geführt. Ende Februar legten die Beschäftigten den ganzen Tag die Arbeit nieder. Am Hamburger Hafen, den die Hanseaten als geschäftigen Betrieb kennen, ging nichts mehr: Die Abfertigung der Container wurde gestoppt, LKWs wurden nicht mehr beladen. Wäre der Streik fortgesetzt worden, dann hätte
das die HHLA pro Woche 30 Millionen Euro kosten können. Schnell hätte es zu einem Schiffsstau auf der Elbe kommen können, wenn die Containerriesen gezwungen gewesen wären, länger im Hafen zu liegen.
Zudem hatte die ver.di-Spitze die Möglichkeit zum Brückenschlag mit den Belegschaften von Airbus und Telekom, die sich ebenfalls gerade in Auseinandersetzungen befinden.
Leider ließ die Gewerkschaftsführung einmal mehr solch eine Chance ungenutzt verstreichen. Zwar konnte der Verkauf von ursprünglich 49,9 Prozent des Unternehmens erst einmal verhindert werden. Aber 30 Prozent der HHLA werden jetzt an die Börse gehen. Damit droht weiter ein Ausverkauf der Interessen der Hafenarbeiter.