Die ver.di-Spitze macht immer mehr Zugeständnisse
700.000 Jugendliche suchen seit diesem Jahr oder schon länger einen Ausbildungsplatz. Allein in den letzten fünf Jahren haben die Arbeitgeber 100.000 betriebliche Ausbildungsplätze vernichtet. Die Telekom ist im Zuge der Privatisierung vom einst größten Ausbildungsbetrieb zu einem der größten Ausbildungsplatzvernichter geworden.
von Alexandra Arnsburg, Mitglied im ver.di-Landesbezirksfachbereichsvorstand Berlin-Brandenburg im FB 9*
Früher wurden bei der Telekom allein in Berlin so viele Azubis eingestellt wie jetzt im ganzen Bundesgebiet. Gleichzeitig werden die Bedingungen verschlechtert. Erst waren es Samstags- und Sonntagseinsätze, dann der Wegfall von Sonderzahlungen. Seit 2004 droht die Telekom regelmäßig damit, gar nicht mehr auszubilden, wenn es nicht weitere Einschnitte gibt. Und ver.di lässt sich stets auf diese Erpressung ein.
Politik von ver.di
Schon seit Jahren seien die Verhandlungen für die Ausbildungsquote von den normalen Tarifrunden abgekoppelt, beklagt Enrico Rümker, Vertreter der Jugend im Bundesfachbereichsvorstand. Und die Auszubildenden müssten sich ihre Quote immer erkaufen". Trotz der Ablehnung durch die ver.di-Jugend bei der Telekom ging die ver.di-Verhandlungsführung auf die Forderung des Telekom-Managements ein, die Azubi-Vergütung weiter abzusenken und obendrein die verschiedenen Ausbildungsberufe zu differenzieren und die Azubis damit zu spalten.
Bei den Azubi-Vergütungen hat es die Telekom jetzt mit der Unterschrift von ver.di geschafft, unter den westdeutschen Durchschnitt von 629 Euro bei den Auszubildendenvergütungen und unter die Ausbildungsvergütungen der anderen Anbieter im Telekommunikationsbereich zu kommen.
Übernahme aller Auszubildenden
Von den wenigen Jugendlichen, die die Telekom ausbildet, wird seit Jahren nur noch ein Bruchteil übernommen. 2005 waren es zehn Prozent, die unbefristet übernommen wurden. "Die Bedingungen für Nachwuchskräfte werden immer schlechter. Es werden zusätzliche Lohnlinien eingezogen", meint Enrico Rümker Neueingestellte und übernommene Azubis erhalten bei der Telekom einen abgesenkten Einstiegslohn von 1.620 Euro. Gleichzeitig werden bis Ende 2008 weitere 14.000 ältere Kolleginnen " freiwillig" aus dem Betrieb gedrängt. Wie kann man sich da über eine zugesicherte Übernahme von 1.000 Auslernern dieses Jahr freuen? Hier werden alte gegen neue Beschäftigte ausgespielt.
Aus Profitgier und auf Druck der Hedge-Fonds wie Blackstone, die sich in die Telekom eingekauft haben, lässt sich der Telekom-Vorstand immer neue Maßnahmen einfallen. Damit muss Schluss gemacht werden. Azubis und alle Telekom-Beschäftigten müssen gemeinsam gegen die Heuschrecken, die über die Telekom herfallen, Widerstand leisten.
* Angabe der Funktion dient nur zur Kenntlichmachung der Person