Unis: Ein sozialistischer Hochschulverband heute?

Gründung eines neuen linken Hochschulverbands geplant – aber bitte radikal, demokratisch, sozialistisch und unabhängig!
Anfang Mai soll es einen Gründungskongress für einen neuen sozialistischen Hochschulverband geben. Zu den Initiatoren gehören vor allem Mitglieder von WASG und Linkspartei.PDS.
 

Ein Vorschlag für die Namensgebung ist „SDS“ nach dem Vorbild aus der 68er-Bewegung – das hört sich auf jeden Fall spannend an. Das wäre doch was, wieder ein SDS: ein sozialistischer Studentenverband im ganzen Land, mit einer gesamtgesellschaftlichen Ausstrahlung, der zum entscheidenden Anlaufpunkt für linke AktivistInnen an den Hochschulen werden würde! Aber das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal…

von Bianca Suttner, Kassel

Der SDS in seiner Hochzeit ist nicht vorstellbar ohne die Studentenbewegung der damaligen Zeit. Er war organisatorischer Ausdruck einer massiven politischen Aufbruchstimmung in der Jugend. Heute ist nicht 1968. Aber was ist denn heute? In den letzten zwei Jahren hat es Studierendenproteste gegeben, wie sie schon seit Jahren nicht mehr stattgefunden hatten.

Die Proteste haben gezeigt, dass eine bundesweite linke Studierendenorganisation zur Zeit fehlt – und wie wichtig sie wäre: Eine Vernetzung der Proteste, eine Organisation, die Anlaufpunkt für AktivistInnen sein kann und die auch die Möglichkeit bietet, politisch zu diskutieren, die Alternativen aufzeigen kann zur Entwicklung von Schule und Uni im Kapitalismus.

Linkspartei

Der Hochschulkongress „get up – stand up“ im Januar 2007, der vom Netzwerk linke Hochschulgruppen organisiert wurde (darunter viele WASG- und L.PDSMitglieder), hat gezeigt, dass viele der TeilnehmerInnen eine Systemalternative suchen. Und auch, dass es keinen Bedarf für einen weiteren angepassten Verband gibt. Eine linker Jugend- und Hochschulverband muss radikal und sozialistisch sein, wenn wir etwas bewegen wollen.

Ein linker, sozialistischer Hochschulverband kann auch eine wichtige Rolle spielen, sozialistische und radikale Ideen in der ganzen Bevölkerung zu verbreiten. Doch dazu muss er unabhängig sein und darf sich nicht irgendwelchen bürokratischen Apparaten und angepasster Politik unterordnen. Eine enge Anbindung an die aus WASG und PDS fusionierte Linkspartei, wie von tonangebenden Kräften gefordert, stünde dem entgegen. Denn dort wird viel über Regierungsbeteiligung nachgedacht und in Berlin mit Sozialkürzungen auch praktiziert.

Programm

Von Kräften aus Linkspartei und WASG werden für den neuen Hochschulverband Programm-Vorschläge mit sozialdemokratischen Vorstellungen auf den Tisch gelegt. Da heißt die Überschrift zwar „Für einen demokratisch-sozialistischen Jugendverband“, bezeichnenderweise hält man es aber für nötig, sich vom „kraftmeierischen Verbalradikalismus“ zu distanzieren. Gemeint ist wohl, dass man nichts von radikalen Ideen hält. Sollte hier ein linker Hochschulverband gegründet werden unter dem Motto: „pragmatisch – sozialdemokratisch – angepasst – auf Gremienarbeit orientiert“, dann wäre eine große Chance vertan.

Es gilt, an den besten Traditionen der 68er anzuknüpfen. Diese haben große Veränderungen im Bildungswesen erreicht, gerade weil sie sich nicht auf Bildungspolitik beschränkt haben, sondern die ganze Welt aus den Angeln heben wollten und eine sozialistische Alternative anstrebten. Sich in Anlehnung an die 68er Bewegung einen radikal klingenden Namen geben, reicht nicht aus – auf den Inhalt kommt es an, wenn man ein attraktives politisches Angebot an StudentInnen machen will.