Betriebe: Eine Menge Dampf im Kessel

Wachsende Kampfbereitschaft bei Beschäftigten zeigt sich bei den Streiks gegen Rentenklau, bei Demos gegen Arbeitsplatzvernichtung, Aktionen gegen Lohnraub und Protesten gegen Privatisierungen.
Ausschnitte der betrieblichen und gewerkschaftlichen Unruhe
 

von Torsten Sting, Rostock, und Michael Niedworok, Berlin

Streiks gegen Rentenklau

Gegen die Rente mit 67 entluden sich massive Proteste. 300.000 Beschäftigte machten Anfang des Jahres ihrem Ärger Luft, viele demonstrierten während der Arbeitszeit.

Demos gegen Arbeitsplatzvernichtung

Trotz konjunkturellem Aufschwung werden in vielen Betrieben weiterhin Arbeitsplätze abgebaut.

24.500 KollegInnen des Flugzeugbauers Airbus gingen am 2. Februar in Hamburg und anderen Städten gegen die Pläne auf die Straße, 8.000 Stellen zu streichen.

Etwa 10.000 Kumpel protestierten am 1. Februar in Düsseldorf gegen den drohenden Wegfall ihrer Arbeitsplätze im Bergbau.

28. Februar: Tausende Telekom-Beschäftigte auf einer ver.di-Demonstration in Bonn gegen die Abbaupläne des Konzerns.

Auch bei Alcatel in Stuttgart brennt die Luft. Dort haben im Februar auf einer Demonstration 1.000 KollegInnen ihren Widerstand gegen den Wegfall von 800 Jobs angekündigt.

Im Januar kam es bei der Münsterschen Zeitung zum Rausschmiss der ganzen Redaktion durch den Verleger Lambert Lensing-Wolff, eine „Spitzenleistung“ im Outsourcen. Daraufhin demonstrierten am Samstag, den 10. Februar 350 Journalisten und Drucker, von denen ebenfalls einigen gekündigt wurde, vor dem Dortmunder Stammhaus der Verlegerfamilie. Übrigens hagelte es auch Abo-Kündigungen.

Aktionen gegen Lohnraub

In vielen Metallbetrieben wächst der Unmut gegen die Folgen der Einführung des Entgelt-Rahmen-Abkommens ERA (siehe Seite 4). Statt zu einer Angleichung von Arbeitern an Angestellte zu führen, wird es von den Unternehmen zur Lohnsenkung genutzt. Bei DaimlerChrysler Bremen haben mehrfach Hunderte ArbeiterInnen einer Schicht während ihrer Arbeitszeit kollektiv Beschwerde beim Personalbüro eingereicht. Bei DaimlerChrysler gibt es in den Werken der Mercedes Car Group mit rund 100.000 Beschäftigten bei rund jedem Dritten Beschwerden.

700 KollegInnen bei Alstom Power in Mannheim, Sekretärinnen bei Siemens in Erlangen, Arbeiter bei DaimlerChrysler in Berlin, Bremen und Stuttgart protestierten, teilweise mit Arbeitsniederlegungen.

Protest gegen Privatisierung

Tausende Hafenarbeiter demonstrierten in Hamburg am 22. Februar gegen die drohende Teilprivatisierung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Die Beschäftigten befürchten nach der Privatisierung Angriffe auf Arbeitsbedingungen und Tarife.