Stoppt den Verkauf der Gewerkschaftshäuser!

Eine Gewerkschaftsführung, die ihre eigene Organisation und ihre Geschichte dem Kapital ausliefert, muss weg!
 

Es reicht der DGB-Führung um Michael Sommer nicht, dass die Gewerkschaften die Aushöhlung der Flächentarifverträge in der Metallindustrie und im Öffentlichen Dienst zugelassen haben. Es reicht ihnen nicht, dass sie den Streik der MetallerInnen in Ostdeutschland gegen die Wand gefahren und die KollegInnen dem Kapital ans Messer geliefert haben. Es reicht ihnen nicht: Sie verscheuern auch noch ihre eigene Organisation! Noch in dieser Woche will der DGB seine ostdeutschen Gewerkschaftshäuser an einen Heuschrecken-Fonds verticken!

Die Gewerkschaften sind in Finanznot, denn die Mitglieder laufen ihnen weg. Klar. Viele denken sich „Verzichten kann ich auch alleine, dafür brauch ich keine Gewerkschaft!“ Aber Sommer und Co. kommen nicht auf die Idee, nun zu kämpfen und den KollegInnen zu zeigen, dass die Gewerkschaft mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen kann, dass die Gewerkschaft Betriebsschließungen verhindern kann, indem sie die Belegschaft mobilisiert. Nein, sie beschließen, dass sie 340 Millionen Euro reinholen wollen, indem sie die gewerkschaftseigene Immobiliengesellschaft GGI verkaufen!

Damit fallen die Gewerkschaftshäuser in Leipzig, Dresden, Chemnitz, Zwickau, Jena, Suhl, Bautzen, Magdeburg, Rostock, Cottbus und Hannover an Aktienfonds. Im zynischen Betriebswirtschafts-Jargon des DGB-Vorstands heißt das dann: „Der jetzige Verkauf ist wirtschaftlich notwendig und Folge eines Abwicklungskonzeptes des Beteiligungsbereiches zur Bereinigung wirtschaftlicher Risiken“ . (DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki, Leipziger Volkszeitung, 13.12.2006)

In Leipzig haben auf einer Bezirksversammlung des DGB 60 Delegierte den Verkauf einstimmig abgelehnt. Es wurden Parolen laut gegen den Vorstand wie „Champagner saufen, Eigentum verkaufen!“ Doch die DGB-Chefs interessiert das nicht. Eine weitere Kundgebung ist geplant für Dienstag, den 19.12., 18 Uhr, vor dem Volkshaus.

Gewerkschaften müssen unabhängig vom Kapital sein, um wirklich kämpfen zu können. Sie brauchen eigene Räume für Versammlungen und für Verwaltung. Sie brauchen Druckereien, hauptamtliche KämpferInnen, Streikzelte, Papier für Flugblätter und vieles mehr. Dafür bezahlen wir einen hohen Mitgliedsbeitrag bei den Gewerkschaften, der für viele KollegInnen bei sinkenden Löhnen schon schwer zu berappen ist! Schon mit dem Verkauf der gewerkschaftseigenen Druckerei vor einigen Jahren hat die DGB-Spitze eines klar gemacht: dass sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen kann, dass sie in harten Klassenkämpfen mal darauf angewiesen sein könnte, unabhängig von privaten Druckereien schnell und massenhaft Flugblätter zu drucken. Jetzt soll es sogar möglich werden, dass private Vermieter die Gewerkschaftsverwaltung aus ihren Räumen herausmobben!

Auf dem kapitalistischen Markt stehen nun viele traditionsreiche Häuser zum Verkauf. Das Volkshaus in Leipzig ist eines der größten Gewerkschaftshäuser Europas. Es wurde 1905 von den Spenden vieler ArbeiterInnen als „Stätte der Aufklärung, Ermunterung, Geselligkeit und Erholung“ für die organisierte Arbeiterbewegung errichtet. 1920 wurde es bei den Kämpfen gegen den reaktionären Kapp-Putsch von Freikorps zerstört und danach wieder von den ArbeiterInnen aufgebaut. 1933 verwüstete die SA das Volkshaus. 1945 wurde es nochmal zerstört, diesmal von einem Bombenangriff. Das imposante Leipziger Volkshaus trägt in sich den Schweiß, das Blut und viel viel Kraft von einfachen ArbeiterInnen. Wenn der geschichtsvergessene Bundesvorstand des DGB diese Tradition an den Raubtierkapitalismus verscheuert, dann schändet er das Andenken vieler Tausender Arbeiterinnen und Arbeiter, die noch wussten wozu eine Gewerkschaft da ist: nämlich zum Kampf gegen die Lohnsklaverei und für ein besseres Leben. Diese Gewerkschaftsführung muss endlich weg!

von Christoph, SAV Leipzig

Wer mehr über die Geschichte des Leipziger Volkshauses erfahren möchte, klickt auf diesen Link.