Partymeister des Tages: Peter Dussmann

Bei den Bossen im Einzelhandel knallen die Champagnerkorken. Der Grund: Ab heute gibt es in Berlin keinen Ladenschluß mehr.
 

von Daniel Behruzi, zuerst erschienen in der jungen Welt, 17. November

Der Partymeister: Peter Dussmann, Chef des gleichnamigen »Kulturkaufhauses« an der Friedrichstraße und Besitzer eines Konzerns mit weltweit mehr als 50 000 Beschäftigten. Für Freitag abend lädt dieser zur »Ladenschluß-Killer-Party«, mit der »die neue Freiheit beim Einkauf« zelebriert werden soll. Auf der Gästeliste stehen sicherlich OB Klaus Wowereit (SPD) und seine Kumpels von der Linkspartei.PDS. Haben diese doch Dussmanns jahrelang erhobene Forderung nach vollständiger Abschaffung des Ladenschlusses erfüllt und das entsprechende Gesetz auch noch dienstbeflissen und in unglaublichem Tempo durch die parlamentarischen Gremien gejagt. Nicht nur, daß die Senatskoalition auf die übliche Erörterung in Fachausschüssen und die dritte Lesung im Abgeordnetenhaus verzichtet hat – sogar der Druck des Amtsblattes wurde um eine Woche vorgezogen.

Dussmann – der gerne darüber spricht, daß »die Deutschen wieder lernen sollten zu dienen, aber auch sich bedienen zu lassen« – hatte zuvor verkündet, er werde sein Kaufhaus ab Freitag länger öffnen, egal ob das Gesetz bis dahin in Kraft getreten ist oder nicht. Prompt reagierten die Dussmann-Diener im Senat und paßten die Gesetzgebung den Wünschen des Herrn an. Dessen Bedienstete müssen jetzt in der Woche bis 24 Uhr und Freitagnachts durchgehend Bücher und CDs an die Kunden bringen. Grund genug, »mit Livemusik und einem Glas Prosecco« darauf anzustoßen. Nichts zu Feiern gibt es hingegen für die Beschäftigten, deren Kinder sich künftig allein ins Bett bringen müssen. Auch bei kleineren Buchläden, in denen nächtliche Einkaufsbummel wohl weiterhin nicht möglich sein werden, dürfte sich die Freude in Grenzen halten.

Dussmann verdankt sein Firmenimperium in weiten Teilen der Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen. In Berlin war dies zuletzt beim Teilverkauf des aus der Charité ausgegliederten »Facility Managements« der Fall, wo Beschäftigten laut ver.di teilweise Stundenlöhne von 3,99 Euro angeboten werden. Mangelnde Kontinuität bei der Begünstigung von Privatunternehmern müssen sich SPD und Linkspartei.PDS jedenfalls nicht vorwerfen lassen.