500 Beschäftigte des CNH-Baumaschinenwerkes in Berlin-Spandau sind von der angekündigten Schließung ihres Werkes im Juni bedroht. Am Freitag, dem 13. Januar, legten sie die Arbeit nieder und protestierten vor den Werkstoren gegen die Kahlschlagspläne der „Case New Holland“-Geschäftsführung.
von Stephan Kimmerle, Berlin
Das zur Fiat-Gruppe gehörende Werk im Westen der Hauptstadt wurde mitöffentlichen Geldern aufgepeppt. Die KollegInnen am Haupttor zeigenauf den Neubau rechts der großen Halle: „Wie beiSamsung: Erst werden öffentliche Gelder eingestrichen, dann wird dichtgemacht.“
Die Bildröhrenherstellung von Samsung in Oberschöneweide wirdebenfalls geschlossen. Ein Sozialplan besiegelt dort das Aus für 750Beschäftigte.
Bei CNH soll die Produktion nach Italien verlegt werden, ab März dortdie Produktion der „Berliner“ Bagger und Maschinen anlaufen.
Seit halb fünf stehen die KollegInnen vor ihrem Werk und fordernendlich Informationen und Verhandlungsbereitschaft derGeschäftsführung. Um 8:16 Uhr fährt Geschäftsführer Schröder in grauerKarosse vor – und wird mit einem gellenden Pfeifkonzert begrüßt.Schnell dreht er ab. Geschäftsführer Gerd Schröder ist ein Profi vonCNH, ein Profi der Werksschließung. Sein letzter Einsatz fand inNeustadt in Sachsen statt, wo er das dortige Case-Werk, eineMähdrescher-Fabrik, 2004 schloss.
Die Stimmung der Kollegen macht dennoch einen optimistischen Eindruck,„die Hoffnung stirbt zuletzt“, wird betont. Die Sorge vorArbeits- und Perspektivlosigkeit treibt die Belegschaft des früherenOrenstein & Koppel-Werks schon seit Herbst auf die Straße: Es gabAutokorsos und gemeinsame Aktionen mit anderen vonArbeitsplatzvernichtung Betroffenen, auch den 235 von Kündigungenbedrohten JVC-KollegInnen aus Reinickendorf.
Wie lange die Proteste fortgesetzt werden, ist unklar. Die rechtlicheSituation erlaube es der IG Metall nicht, zu Streik-Aktionenaufzurufen. Eine Strategie der Metall-Gewerkschaft ist allerdingsnicht erkennbar, die verschiedenen von Schließung bedrohten Werke überdie bisherigen Aktionstage hinaus gemeinsam in eine Auseindersetzungzu führen. Auch ein Schulterschluss mit den Charite-Beschäftigten, dieebenfalls von betriebsbedingten Kündigungen bedroht werden, ist(noch?) nicht in Sicht.