Anfang November gab die Telekom den Abbau von 32.000 Arbeitsplätzen bei Gewinnen von 4,4 Milliarden Euro in neun Monaten bekannt
Das vom Telekom-Vorstand und von ver.di in der Tarifrunde 2004 unterschriebene Moratorium gegen Personalabbau sollte Ruhe in den Konzern bringen. Dafür wurde den Beschäftigten die Arbeitszeit auf 34 Stunden in der Woche gesenkt und ein Teil ihres Gehalts gekürzt.
Ganz vorn bietet die Telekom mit den anderen Konzernen nun aber weiter mit um die höchsten Abbauzahlen: 32.000 KollegInnen sollen gehen, angeblich um „die Telekom zukunftssicher zu machen“ (Vorstandschef Ricke).
Die Telekom – „zukunftssicher“? Führt man Konzerne jetzt mit der Glaskugel? Gleichzeitig gibt Ricke die höchsten Gewinne in der Geschichte der Telekom bekannt: 4,4 Milliarden Euro Überschuss in neun Monaten!
Tausende Arbeitsrückstände, Millionen Überstunden und lange Wartezeiten für die NutzerInnen sprechen für sich. Nicht weniger, sondern mehr Personal muss her. Die Telekom vernichtete in den letzten zehn Jahren bereits über 100.000 Arbeitsplätze.
ver.di-Spitze lässt Kampfstrategie vermissen
Zwar organisierte die ver.di-Spitze in den letzten Wochen Protestkundgebungen. Viele Vertrauensleute erfuhren davon jedoch erst aus der Presse.
Was setzt ver.di den dreisten Arbeitgeberforderungen inhaltlich entgegen? Zuerst fordert die Gewerkschaftsführung eine „Innovations-, Qualitäts- und Serviceoffensive“, spricht von Innovationskraft und „beschäftigungserhaltender Ausgestaltung der internen Leistungsbeziehungen im Konzern“ als Teil eines Alternativkonzepts. Wie bitte, fragen sich hier nicht wenige KollegInnen. Spricht da meine Gewerkschaft oder der Telekom-Vorstand? Wir brauchen Forderungen, die klar sind, die jeder versteht und die uns helfen, KollegInnen zu mobilisieren. Stoppt den Kahlschlag, Arbeit ist genug da, runter mit den Überstunden oder ran an die Unternehmensgewinne – das trifft eher die aufkochende Wut in der Belegschaft. Wir wollen kämpfen und nicht den Managern die Arbeit abnehmen!
Gegenwehr statt Eiertanz!
Weiter stellt die ver.di-Spitze die Forderungen nach Rationalisierungsschutz für die Tochterunternehmen auf und den Verzicht auf Arbeitszeitverlängerung. Es gilt den Abbau jetzt zu stoppen und nicht nur sozial aufzufangen. Das Vorgehen des Telekom-Vorstandes ist ein Schlag ins Gesicht aller KollegInnen, die seit letztem Jahr mit weniger Geld bei steigenden Lebenshaltungskosten auskommen müssen, womit sie eigentlich Arbeitsplätze schützen wollten. Jetzt sollen weitere Stellen gestrichen werden und wir sollen dafür noch mehr arbeiten, vielleicht noch 40 Stunden beim Gehalt wie für 34! Mit den Angriffen auf die Beamtenbesoldung kann die Telekom zudem zusätzliche Millionen einsparen.
Der von der ver.di-Spitze geforderte Tarifvertrag gegen Überlastung und „freiwillige“ Abfindungen und Vorruhestand können keine Antwort sein. Die existierende und massiv steigende Arbeitshetze wird nicht besser, wenn ein Teil der KollegInnen „freiwillig“ geht. Effektiver Widerstand ist nötig. Schluss mit Verzichtslogik und Co-Management! Es darf nicht bei der Ankündigung von Protesten bleiben. 1.000 KollegInnen am 14. November in Frankfurt und vereinzelte Aktionen anderswo sind nur der Anfang.
ver.di muss sofort regionale und bundesweite Vetrauensleutekonferenzen durchführen, wo eine Kampfstrategie diskutiert wird und gemeinsam Forderungen aufgestellt werden. Überall müssen Betriebsversammlungen stattfinden, die die Beschäftigten informieren und für weitere Proteste mobilisieren. In der Öffentlichkeit sollte eine breite Aufklärungskampagne gestartet werden, die bilanziert, was über zehn Jahre privatisierte Telekom gebracht hat: massive Arbeitsplatzvernichtung und schlechtere Bedingungen für Beschäftigte und NutzerInnen.
Schluss mit dem Arbeitsplatzabbau
30-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich ohne weitere Flexibilisierung – finanziert durch die Telekom-Profite
Rückführung aller KollegInnen, die in Vivento abgeschoben wurden, an ihren früheren oder gleichwertigen Arbeitsplatz
Aufstockung der Ausbildungsplätze auf zehn Prozent der Beschäftigten. Übernahme der Azubis in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis in ihrem erlernten Beruf
Keine weiteren Verkäufe von Bundesbeteiligungen. Rückführung der Telekom und anderer Postbetriebe in öffentliches Eigentum bei demokratischer Kontrolle und Verwaltung durch die arbeitende Bevölkerung
von Alexandra Arnsburg, Vertrauensfrau bei der Telekom (T-Systems Business Service) Berlin (Angabe dient lediglich zur Kenntlichmachung der Person)