Warnstreiks der Lehrer und LehrerInnen in Sachsen

Heute, am 18. Mai, ging in den Mittelschulen und Gymnasien Leipzigs am frühen Morgen nichts mehr. Die LehrerInnen legten für die ersten drei Unterrichtsstunden die Arbeit nieder. An die 1000 LehrerInnen und SchülerInnen versammelten sich in der Innenstadt.
 
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat vom 17. bis 20.5. in Sachsen zu Warnstreiks aufgerufen. Hintergrund ist die aktuelle Tarifauseinandersetzung. Die Landesregierung aus CDU und SPD will weitere 100 sächsische Schulen schließen. Bis zu 8000 Stellen sollen abgebaut werden. Dabei sind von den 54.000 LehrerInnen, die 1991 in Sachsen beschäftigt waren, gerade noch 33.000 übrig.
Die Klassenstärke in Sachsen liegt meist zwischen 25 und 30. Sächsische LehrerInnen haben die höchste Pflichtstundenzahl in ganz Deutschland. LehramtsstudentInnen findern kaum noch Refendariatsplätze. Als „Alternative“ zu den Entlassungen bietet Kultusminister Flath eine Teilzeitregelung an, wobei die Lehrer für sieben Jahre auf zwischen 60 bis 80 % gesetzt werden sollen, natürlich mit entsprechenden Lohnkürzungen. Ausgenommen sollen dabei Direktoren und Fachberater sein, womit das Kultusministerium eigene Handlanger in den Schulen behalten will. Verhandelt wird z.B. auch nicht für die Berufsschulen, womit das alte Spiel von „Teile und herrsche!“ in dieser Tarifrunde gleich mehrere Facetten hat.
Die Kampfbereitschaft der KollegInnen scheint hoch. Schon am 7. April kam es in Dresden zu einer Demonstration mit 15.000 TeilnehmerInnen. Die Beteiligung an den Warnstreiks ist gut. Auf der heutigen Kundgebung in Leipzig sagte ein Kollege, man müsse nicht nur drei Stunden streiken, sondern notfalls drei Wochen oder gar drei Monate, um die Forderungen durchzusetzen. Er bekam dafür großen Applaus. Allerdings verhandelt die GEW-Spitze immer noch mit dem Kultusministerium. Doch dieses wird sich nur durch weitergehende Kampfmaßnahmen beeindrucken lassen. Es ist Zeit, die Verhandlungen abzubrechen und einen Streik vorzubereiten. Die Beteiligung von SchülerInnen an der Demo heute zeigt, dass gute Chancen bestehen einen gemeinsamen Protest von LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern zu organisieren. Ein Kampf im Schulbereich statt eines faulen Kompromisses könnte auch anderen KollegInnen des öffentlichen Dienstes, wie den Beschäftigten der Länder, den Rücken stärken.

von Ingmar, Leipzig