Streik bei Eichbaum in Mannheim in der zweiten Woche

von Seán McGinley, Mannheim
 
Seit Donnerstag den 27. Januar wird bei der Brauerei Eichbaum in Mannheim, der größten Brauerei in Baden-Württemberg, gestreikt. Ein Tag zuvor waren die Verhandlungsrunde um den neuen Tarifvertrag ergebnislos zu Ende gegangen – die Gewerkschaft NGG hatte für die 360 Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 3,5% gefordert. Das „Angebot“ der Arbeitgeber war 1,5% Lohnerhöhung, den die Belegschaft durch Kürzung des Weihnachtsgeldes zuerst auf 90 und dann auf 80% selbst finanzieren müssten. Die Arbeitgeber lehnten jedes weitere Angebot ab und gingen auf Konfrontationskurs. Doch auch die Belegschaft zeigte Entschlossenheit, und stimmte mit 92% für einen unbefristeten Streik.
Die Geschäftsleitung ging mit drastischen Maßnahmen gegen die Streikenden vor: private Sicherheitsdienste mit Hundestaffel verwehrten den Streikenden den Zugang zum Werksgelände – auch die Betriebsräte durften nur in Begleitung von Sicherheitsleuten aufs Gelände. Die Streikenden wurden unter Androhung einer kostenpflichtigen Abschleppung angewiesen, ihre Autos vom Werksgelände zu entfernen, an den Toren wurden die Streikposten mit Videokameras überwacht.
In der Freiberger Brauerei in Sachsen, neben Eichbaum eine weitere Brauerei der ACTRIS-Gruppe, kann man sehen, was den Arbeitgebern als „Zukunftsmodell“ für Eichbaum und andere Brauereien vorschwebt – diese wurde nach der Übernahme durch ACTRIS zur gewerkschaftsfreien Zone. Hinter den drastischen Mitteln, mit denen gegen die Eichbaum-Beschäftigten vorgegangen wird, steckt also nicht nur die Absicht, die berechtigte Lohnforderung (Eichbaum konnte 2004 den Absatz im zweistelligen Prozentbereich steigern, und die dortigen Beschäftigten verdienen ohnehin schon im Ecklohn 87 EUR weniger als ihre KollegInnen in anderen Brauereien des Landes) abzulehnen, sondern auch um einen Angriff auf die gewerkschaftliche Organisation im Betrieb und auf die demokratischen Rechte der Belegschaft.
Durch den Einsatz von Streikbrechern und dem angedachten Plan, während des Streiks mit Eichbaum-Ettiketten versehenes Bier aus den Park-Bellheimer Brauereien in Pirmasens und Bellheim (Rheinland-Pfalz) zu verkaufen, versucht der Vorstand, die Wirkung des Streiks zu dämpfen. Doch mit Warnstreiks am letzten Mittwoch und Donnerstag machten die Beschäftigten von Park-Bellheimer klar, daß sie sich nicht gegen ihre KollegInnen in Mannheim ausspielen lassen wollen – schließlich sind auch sie von den Plänen des ACTRIS-Konzerns betroffen: dort haben die Arbeitgeber in der aktuellen Tarifrunde überhaupt kein Angebot vorgelegt.
Die Belegschaft von Eichbaum ist nach 12 Tagen Streik immer noch entschlossen und zuversichtlich, und wartet auf ein verbessertes Angebot des Vorstandes. „Wir sind gesprächsbereit“ sagt Betriebsratsvorsitzender Georg Dohr.
Der Vorstand weigert sich allerdings immer noch, an den Verhandlungstisch zurück zu kehren, und versucht so zu tun, als gäbe es dank Streikbrecher „Business as usual“. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: ernsthafte Auswirkungen des Streikes werden sich in den nächsten Tagen bemerkbar machen: „Ich erwarte, daß sich die Situation bis Ende der Woche auf jeden Fall zuspitzt“, sagt Dohr mit Blick auf die schwindenden Lagerbestände und fehlenden Fachleute. So dass es dann zur Entscheidung kommen wird.