Ein Dankeschön an den Superminister
Überraschend besuchte Wolfang Clement am 04.01. das Arbeitsamt Köln und wollte sich medienträchtig als fürsorglicher `Vater der Arbeitslosen´ ablichten lassen, der sich persönlich vom reibungslosen Ablauf überzeugt. Am Tag zuvor hatten ca. 150 AktivistInnen das Amt besetzt. Hier konnte der Superminister zurecht keine schönen Bilder erwarten. Doch auch diesesmal sollte es anders kommen…
Bevor Clement das Amt verließ, hatte ein halbes dutzend AktivistInnen von `gemeinsam gegen sozialraub´ etwa eine Stunde Zeit, die `Kunden´ (wie es im Technokratenslang heißt) auf den hohen Besuch hinzuweisen. Ein persönliches Dankeschön wollten sich einige nicht nehmen lassen. Schnell war klar: schwieriges Gelände für Schröders (ehemaligen) Kronprinzen.
Bereits im Amt gestaltete sich der Termin unerfreulich. Vor laufender Kamera meinte ein Erwerbsloser: `Hau ab. Mach Deine Arbeit, ich mach meine`. Andere Undankbare wollten Clement gar anspucken.
Beim Verlassen des Gebäudes begrüßte den Minister ein Schild mit der Aufschrift: `Windeln für Clement. Denn der ist wohl nicht ganz dicht`. Clement, der bereits den Wagen errreicht hatte, bemerkte, dass alle Kameras (RTL, n-tv u.a.) sich hierauf konzentrierten. Was tun ? Gönnerhaft suchte er das Gespräch mit den Demonstranten. Doch die fragten den Minister: `Haben Sie auch einen falschen ALG II-Bescheid erhalten ? Hier gibt es Widerspruchsschreiben.` Andere wollten wissen, ob `der Wagen von Ihrem Arbeitgeber VW/Mercedes gestellt wird ?´. Auch der kluge Hinweis, dass das Arbeitsamt für die Bescheide zuständig sei, verfing nicht: `Und wozu sind Sie dann da ?´. Das alte Kommunikationsproblem…
Das Lächeln des Superministers wirkte zunehmend hölzern, doch bedankte sich seine Referentin im Anschluß für das `Gespräch´. Da waren aber schon Sprechchöre losgebrochen: `Wer hat uns verraten ? Sozialdemokraten ! Wer war mit dabei ? Die grüne Partei !`
Eine Stunde später berichtete Clement im ZDF vom reibungslosen Ablauf und dem Verständnis der Menschen….
Thomas Lobüscher, Köln