Symptome einer kranken Kultur

Esst?rungen haben mittlerweile epidemische Ausma?e angenommen – warum?
 
?Es gibt eigentlich kein Problem damit, wie ich bin. Aber wenn ich in den Spiegel schaue dann sehe ich ein DICKES M?dchen namens Jennifer. Niemals gut genug oder richtig genug oder h?bsch genug.? (www.eating.ucdavis.edu) So beschrieb sich ein Magersucht-Opfer selbst.

Das Problem der Esst?rungen hat in den USA mittlerweile das Ausma? einer Epidemie angenommen, inzwischen sind 10-15% der Bev?lkerung betroffen. Dies ist kein Unfall, sondern das Ergebnis einer von Profit getriebenen Kultur in dem das physische Aussehen ?berbewertet und das D?nn-sein idealisiert wird, vor allem unter Frauen.
Die bekannteste Esst?rung, anorexia nervosa (Magersucht) , ist die dritth?ufigste chronische Erkrankung unter jungen Frauen. (Quelle: Eating Disorders Recovery Online). Magers?chtige Frauen leider unter der Vorstellungen da? die ?bergewichtig sind, obwohl sie in vielen F?llen sogar in einem gef?hrlichen Ma?e d?nn sind.
Ungef?hr jede 20. von Magersucht betroffene Person wird auf Grund von Verhungern, Herzstillstand oder anderen medizinischen Komplikationen als Folge der Krankheit sterben, wodurch diese Krankheit eines der h?chsten Stereberaten alle psychiatrischen Karnkheiten hat (Quelle: National Institute of Mental Health).
Zu den anderen h?ufig auftretenden Esst?rungen geh?rt bulimia nervosa (Ess-Brechsucht), wob eine Person gro?e Mengen i?t um sich anschlie?end (meist durch selbstherbeigef?hrtes Erbrechen) wieder zu entleeren, und Fettsucht, wo eine Person nicht in der Lage ist, den Drang, zuviel zu Essen, zu widerstehen. W?hrend einige M?nner unter Esst?rungen leiden, sind ?ber 90% der Betroffenen Frauen. (Quelle: National Women?s Health Information Center).

D?nn sein – die wichtigste Tugend?

Meistens wird in Medien und Werbung nur ein K?rpertyp pr?sentiert und gef?rdert – eine sehr lange, sehr d?nne, zumeist wei?e Frau, die in der Regel die Gewichtskriterien f?r Magersucht (15% unter dem Normalwert) erf?llt.
Viele anthropologische und psychiatrische Studien haben gezeigt, da? Esst?rungen in Kulturen auftauchen, die das d?nn sein als wichtigen sozialen Wert betonen. Es ist kein Zufall da? w?hrend Esst?rungen in westlichen L?ndern rapide ansteigen, sie in Asien, Afrika und vielen L?ndern des Nahen Ostens dast unbekannt sind.
Zusammen mit dem d?nn-sein wird eine weitere gro?e kulturelle Legende vom Fernsehen, Zeitschriften und Filmen gef?rdert, n?mlich da? das ?u?ere Aussehen einer Frau wichtiger ist als ihre Ideen oder Leistungen. Dies hat dazu gef?hrt da? sich die meisten Frauen (und M?dchen) in den USA in einem zu hohen Ma?e Sorgen um ihr Aussehen machen. Eine Umfrage unter Sch?lerinnen der 6. Klasse hat ermittelt, da? 70% bereits im Alter zwischen 9 und 11 anfingen, sich ?ber ihr Gewicht sorgen zu machen (Quelle: Shisslak et al., 1998).
Esst?rungen sind nicht nur weit verbreitet, in den letzten 30 Jahren hat sich Anzahl der von Esst?rungen betroffenen Frauen in den USA verdoppelt. „Ich glaube wir erleben da? Esst?rungen bei immer j?ngeren Menschen auftreten, sogar schon bei 5- und 6-J?hrigen“, sagt Dr. Ira Sacker, Leiterin des Klinikums f?r Esst?rungen am Brookdale University Hospital und Co-Authorin des Buches „Dying to Be Thin.“ Dem „Time magazine“ zufolge haben 80% aller Kinder schon mal ein Di?t gemacht bevor sie in die 4. Klasse kommen. Das ist kaum ?bberaschend wenn man bedenkt da? eine Teenagerin in den 60er Jahren Models gesehen hat die ungef?hr so aussahen wie sie, eine Teenagerin heutzutage nur solche sieht, die im Durchschnitt 20% weniger wiegen als sie selber.

Wer ist schuld daran?

Es ist keinewsegs so, da? Werbung und Medien nur auf passive Weise die Gesellschaft widerspiegeln: Sie schaffen eine ganze Kultur weltweit, und formen die Einstellungen und ?berzeugungen der Menschen. Ein gutes Beispiel hierf?r ist eine aktuelle Studie von Anne Becker in Fidschi, wo das Fernsehen erst Mitte der 90er Jahre eingef?hrt wurde. Diese Studie fand heraus da? 83% der Menschen meinten, das Fernsehen h?tte ihre Wahrnehmung von und Einstellung zum Aussehen und Gr??e des K?rpers ver?ndert. Werbung ist in dieser Hinsicht besonders hinterlistig, weil wenn man Leute ?berzeugen will, etwas zu kaufen, mu? man ihnen das Gef?hl vermitteln, da? das was sie schon haben nicht gut genug ist. Es erfordert den Menschen st?ndig den Stre? und die Sorge versp?ren zu lassen, nicht „attraktiv“ oder „modisch“ genug zu sein. Meistens werden nicht mal die „sch?nen“ Models als gut genug erachtet: Fotos werden nachtr?glich bearbeitet um Falten, Pickel oder sonstige „M?ngel“ zu beseitigen. Es gibt erdr?ckende Beweise daf?r, da? das aktuell durch Mode-, Kosmetik- und Medienindustrie gef?rderte K?perideal f?r 99% von Frauen nicht erreichbar ist. Dies ist kein Zufall, denn solange das Sch?nheitsideal unerreichbar ist, werden Konsumentinnen niemals zufrieden sein, und deswegen wird es eine endlose Nachfrage nach Sch?nheitsartikeln geben.
Als Folge davon haben Millionen von Frauen und M?dchen, die diesem Sch?nheitsideal nicht entsprechen k?nnen, das Gef?hl, gescheitert zu sein. Das Zentrum f?r Esst?rungen an der Universtit?t Harvard berichtet, da? sogar 80% von Frauen Morgens beim Aufwachen depressive Gef?hle aufgrund ihres Aussehens haben.
Der Erfolg dieser Werbung ist der Grund f?r den rapiden Wachstum der Industrien die Produkte zum Abnehmen, Sch?nheits- und Modeartikeln herstellen – sie geh?ren zu den profitabelsten aller Verbrauchsg?terindutrien. Aber es ist auch ein Grund f?r den rapiden Anstieg an Esst?rungen. Diese Sch?nheitsstandards und die ?berbetonung des Aussehens wird auch von allen Formen der kommerziellen Meiden gef?rdert, weil Werbung ?ber 60% der Zeitschriften- und Zeitungsproduktion und fast 100% der elektronischen Meiden unterst?tzt. Der Besitzer des Fernsehersenders CBS sagte: „wir sind hier um unseren Werbekunden zu dienen. Das ist unser Daseinszweck.“
Die Gewichtsverlust- Mode- und Medienkonzerne werden dazu getrieben, Frauen mit sexistischen Botschaft zu bombardieren, die das Selbstwertgef?hl der Frauen entstellen. Dies geschieht aufgrund des Wesens des kapitalistischen Systems, das Konzerne zwingt, st?ndig ihre M?rkte auszudehnen und mehr Produkte zu verkaufen um wettbwerbsf?hig zu bleiben und Profite zu steigern.
Um diese kranke Logik des Profitssystems zu stoppen, m??ten zun?chst die Gewichtsverlust- Mode- und Medienkonzerne der privaten Kontrolle entzogen werden und in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung ?berf?hrt werden. Erst dann k?nnten diese Industriezweige dem Gemeinwohl dienen anstatt zur wachsenden Epidemie der Esst?rungen beizutragen.
Es ist klar, da? das unsichtbare Leiden von Millionen Frauen mit Esst?rungen kein ausschlie?lich pers?nliches Problem ist, sondern ein gesellschaftliches Problem. Esst?rungen haben ihren Wurzel in einer entfremdenden Kultur und Psychologie die durch die uners?ttliche Profitgier des Kapitalismus geformt werden, bei dem alles zur Ware gemacht wird, und am Markt gekauft und verkauft werden kann.
Es kann keine ernsthafte L?sung des Problems der Esst?rungen geben, die sich nicht mit dieser Ursache besch?ftigt, das ganze kapitalistische System hinwegfegt und eine sozialistiche Gesellschaft in dem die Bed?rfnisse der Menschen und nicht die Profitgier der Konzerne das entscheidende sind.

von Jessica Johnston (aus: Justice, Zeitung von Socialist Alternative, CWI in den USA)