… sondern für alle KollegInnen europaweit!<<
Am Sonntag, dem 17. Oktober 2004 um 16.45 Uhr dauert die Arbeitsniederlegung bei Opel in Bochum bereist seit 72 Stunden an. Die KollegInnen wehren sich gegen die Ankündigung der Konzernleitung, 4.000 Stellen allein in Bochum zu streichen.
Bochum hat zwar mit dem Streik angefangen, dabei darf es aber nicht bleiben, denn nur zusammen sind wir stark, so oder so ähnlich äußern sich die KollegInnen vor Ort immer wieder.
Solidaritätsbekundungen kommen von einer Kollegin von DaimlerChrysler in Mannheim, die berichtet, dass sich die Manager dort in den letzten Jahren ihre Bezüge um 130% aufgestockt haben. Auch Bergleute aus den umliegenden Zechen verlesen die mitgebrachten Soli-Erklärungen und erinnern daran, dass tausende KollegInnen aus dieser Branche in den letzten Jahrzehnten nach Zechenschließungen gerade auch bei Opel untergekommen sind. Auszubildende von Ford-Köln sind ebenso mit Unterstützungserklärungen vertreten, wie KollegInnen aus den umliegenden Zulieferbetrieben.
Es folgt ein Interview mit einem Vertrauensmann von Opel-Bochum:
Frage: Welche Erwartungen habt ihr in die angekündigten Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Opel-/GM-Vorstand?
Antwort: Wir haben so lange keine Erwartungen, bis die angekündigten 12.000 Entlassungen vom Tisch sind. Nicht nur für uns in Bochum, sondern Opel- und europaweit. Verhandlungen darf es erst geben, wenn das Horrorpaket zurückgenommen worden ist. Der Großteil der Belegschaft steht zu 90% hinter den Aktionen bisher. Morgen müssen wir alles daran setzen, dass die Arbeit nicht wieder aufgenommen wird.
Frage: Welche Kontakte habt ihr zu den Belegschaften der anderen Opelwerke und/oder zu Karstadt, wo die KollegInnen durch massive Lohneinbußen und Personalabbau die Profitinteressen der Chefetagen sichern sollen?
Antwort: In den letzen drei Tagen haben wir es noch nicht schaffen können, den Kontakt zu den anderen Opelwerken herzustellen. Das gleiche gilt für die KollegInnen von Karstadt, Spar etc. In der Vergangenheit haben wir hier in Bochum die Erfahrung gemacht, dass sich die anderen OpelanerInnen in Kaiserslautern, Rüsselsheim, Eisenach auf uns verlassen haben und erst in den Streik traten, als bei ihnen wegen fehlender Teile die Produktion zum Stillstand kam. Außerdem wurde von der Konzernleitung im vorhinein für kommenden Dienstag eine Freischicht beschlossen, mit dem Ziel, einer Solidarisierung in den anderen Werken das Wasser abzugraben. Wahrscheinlich hoffen die Manager, dass KollegInnen während einer Freischicht nicht demonstrieren werden oder sich sogar mit einem Brückentag am Montag ein verlängertes Wochenende machen, statt in den Arbeitskampf einzusteigen.
Frage: Wer hat die Arbeitsniederlegung hier organisiert?
Antwort: Durch die Medien haben wir von den geplanten Einsparungen bei General Motors und speziell bei Opel erfahren. Unter den KollegInnen wurde die Arbeitsniederlegung beschlossen. Zu diesem Zeitpunkt und bis Samstag war von der Gewerkschaft niemand daran beteiligt. Drei Tage nach Beginn des Ausstands taucht dann der Betriebsrat auf und trifft hier auf kein offenes Ohr. Ich würde den Betriebsrat am liebsten auf den Mond schießen. Am Freitag wurde vom Gesamtbetriebsrat sogar angekündigt, wir würden ab Montag wieder regulär arbeiten.
Frage: GM-Europachef Forster meint nun, dass die angekündigten 12.000 Entlassungen kein Dogma seien, dass Werksschließungen aber nur vermeidbar sind, wenn die Belegschaft auf 30% ihrer Löhne und Gehälter verzichtet. Ist das für euch ein Erfolg?
Antwort: Im Endeffekt werden Entscheidungen in Zürich und Detroit gefällt. Forster führt nur aus, was dort beschlossen wird. Wir haben bereits von 2000 bis 2004 Mehrarbeit geleistet und durch unsere Überstunden die Produktion gesteigert. Allein Opel in Deutschland hat dadurch 1,2 Mrd. Euro zusätzlich erwirtschaftet. Die jetzt angekündigten Kürzungen sind also absolut fadenscheinig.
Frage: Welche Erwartungen habt ihr bei einer Weiterführung des Streiks bis Mittwoch?
Antwort: Die ersten Werke, wie z.B. in Antwerpen, werden ihre Produktion verlangsamen oder unterbrechen müssen, weil sie auf Autoteile aus Bochum angewiesen sind. Wir beliefern von hier aus fast alle Opelwerke in ganz Europa mit wichtigen Einzelteilen, wie Achsen usw. Im Jahr 2000 haben wir zwei Tage gestreikt. Das Ergebnis war, dass fast alle Opelwerke europaweit die Produktion unterbrechen mussten. Daraufhin hat die Konzernleitung damit begonnen, unsere Produktion auf die anderen Werke umzulegen. Sie wollen uns hier den Zahn ziehen.