Bericht aus Rostock ?ber Demo und betriebliche Aktion bei der Ostseezeitung gegen Hartz IV
Am 6. September haben wieder 3500 Menschen gegen Hartz 4 demonstriert. Das waren zwar etwas weniger als in den letzten Wochen. Auffällig war aber, dass die Stimmung deutlich kämpferischer war. In den Auftaktreden sprachen von Hartz 4 direkt Betroffene. Ein 62-jähriger Metaller schrie regelrecht seine Wut ins Mikrophon. Seine Rede unterbrach er immer wieder mit dem Schlachtruf „Hartz 4 muß weg!“ Gerade seine Attacken auf die Reichen und die SPD wurden mit großem Beifall bedacht. Kurzum, der Mann sprach den Leuten aus dem Herzen. Das war eine gute Einstimmung auf der Demo, die dann so kämpferisch war, wie nie zuvor in den letzten Wochen. Gut war auch, dass einzelne Teilnehmer spontan zu unserem Megaphon kamen um selber was durchzurufen.
Betriebliche Aktion
Sehr wichtig ist auch, was sich am Montag in einem Rostocker Betrieb getan hat. Mit einer Kundgebung haben sich heute mehrere Dutzend Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Rostocker Ostsee-Zeitung gegen den Sozialabbau gewandt. Die gewerkschaftlichen Vertrauensleute haben eine „aktive Mittagspause“ organisiert. Hier wurden die KollegInnen bei einer Kundgebung vor dem Betrieb über die Auswirkungen von Hartz informiert und dazu aufgerufen zur Montagsdemo zu kommen.
Fachbereichssekretärin Sieglinde Heyl und der stellvertretende Bezirksfachsbereichsvorsitzende Robert Haberer machten deutlich, dass der Sozialabbau viele Gesichter hat: Unter anderem auch die Forderungen der Arbeitgeber in der anstehenden Manteltarifrunde in Druck und Verlag, die auf eine dauerhafte massive Verschlechterung der Arbeitsbedingungen abzielen. Auch da waren sich alle einig: Das kann man sich nicht gefallen lassen.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind sauer, auch weil sie in Familien und Freundeskreis die dramatischen Auswirkungen der zum Januar 2005 geplanten Gesetzesänderungen erleben. Zudem sind die Kolleginnen und Kollegen der OZ in den letzten Jahren immer wieder mit Personalabbau im Betrieb konfrontiert worden, so dass sie wissen, wie schnell man unverschuldet selbst betroffen sein kann. Deswegen waren sich alle einig: Die Montagsdemonstrationen sind ein richtiger Schritt, um den Protest kund zu tun.
Dies ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung um die Beschäftigten mehr in die Bewegunng zu holen. Die SAV schlägt dem DGB in Rostock vor, jetzt überall in den Betrieben solche Aktionen zu machen um die KollegInnen zu informieren. Nächste Schritte können Betriebsversammlungen sein, wo die Beschäftigten auch darüber reden können, was die nächsten Schritte im Kampf gegen Sozialkahlschlag und die betrieblichen Angriffe der Unternehmer sein können. Eine solche Kampagne sollte damit verbunden werden erste Arbeitsniederlegungen und Streiks zu organisieren. So kann der Druck auf die Bundesregierung und die Unternehmer erhöht werden.
Torsten Sting, Rostock