Jugendstreik in Kassel

Am 6. Juli fand in Kassel ein Jugendprotesttag statt. Zum ersten Mal demonstrierten Sch?lerInnen und Azubis gemeinsam w?hrend der Arbeitszeit gegen Sozialabbau.
 
Das Jugendaktionskomitee gegen Sozialabbau (JGS) rief gemeinsam mit der DGB-Jugend zum Jugendprotesttag auf. Im Mittelpunkt der Proteste stand die Ausbildungskrise (500.000 arbeitslose Jugendliche in Deutschland, davon 3.000 in Kassel), die hessische Schulreform, durch die 14 Kasseler Schulen von Schließung bedroht sind, und die Umverteilung auf Landes- und Bundesebene von unten nach oben.
JGS, welches auf Initiative von SAV und widerstand international! gegründet wurde, hatte wesentlichen Einfluss darauf, dass sich auch SchülerInnen an den Protesten beteiligten. Nachdem letztes Jahr in Kassel bereits 10.000 SchülerInnen gegen den Irakkrieg streikten, rief JGS am 17. Oktober zu einem Jugendstreik auf, an dem sich zum ersten Mal auch BerufsschülerInnen beteiligten. Auch im Vorfeld des 6. Juli baute JGS wieder Streikstrukturen an vielen Kasseler Schulen auf.
Nachdem sich die Jugendlichen am Bahnhofsvorplatz sammelten, gab es eine Auftaktkundgebung. Anschließend wurde von der IG-BAU-Jugend vor dem IHK-Gebäude symbolisch der soziale Baum gefällt. Der laute Demonstrationszug marschierte nun in Richtung vhu (Verband Hessischer Unternehmer), wo eine erneute kreative Aktion stattfand.
Vor der Parteizentrale der SPD stellte JGS einen riesigen Styroporkäse ab. In diesem steckte ein Schild mit der Aufschrift ?Euer Käse stinkt uns!? und er wurde von den DemonstrantInnen mit Begriffen wie ?Agenda 2010?, ?Kapitalismus?, „SPDGRÜNEPDSCDUCSUFDP“ und ?Arbeitslosigkeit? beschrieben.
Abschließend fand eine Protestaktion vor der CDU-Zentrale statt.
Die Stimmung war während der gesamten Demo sehr kämpferisch. Sprechchöre verdeutlichten immer wieder, dass es nun an der Zeit ist, dass auch die Beschäftigten die Arbeit niederlegen. Zwei Redner von JGS forderten als nächsten Schritt im Widerstand gegen Sozialabbau und Arbeitszeitverlängerung einen eintägigen Generalstreik.
Über die Teilnehmerzahl gibt es verschiedene Aussagen. Während die Medien behaupten, 500 Jugendliche hätten sich an den Protesten beteiligt, liegen die Schätzungen von Beteiligten bei annähernd 2.000.
Unabhängig von der Größe der Demonstration stellt der Jugendprotesttag eine neue Qualität im Widerstand gegen Sozialkahlschlag dar. Zum ersten Mal wurde durch den Streik der Auszubildenden während der Arbeitszeit auch ökonomischer Druck auf die Unternehmer und ihre Parteien ausgeübt.
Nun muss der DGB auch die restlichen Beschäftigten aller Branchen zu Streiks mobilisieren.

von Sönke Jan Schröder, Kassel