Über die beiden Generalstreiks von 1920 und 1948 in Deutschland
1920: Generalstreik gegen den Kapp-Putsch
Per erste und bisher einzige Generalstreik in Gesamtdeutschland fand im März 1920 gegen den Putsch des Dr. Kapp statt. Hätte dieser die Macht ergriffen, hätte Deutschland 13 Jahre früher seine faschistische Diktatur erlebt.
Der Generalstreik wurde so massenhaft erfüllt, daß Kapp nicht einmal mehr jemanden finden konnte, der seine Regierungserklärungen anbringen wollte! Auf dem Höhepunkt waren 12 Millionen Arbeiterinnen im Ausstand, innerhalb von vier Tagen mußte Kapp die Flucht nach Schweden ergreifen. Die Truppenteile, die ihn unterstützten, kapitulierten.
Deutschland befand sich damals weitgehend unter der Kontrolle der überall entstandenen Arbeitervollzugsräte und Aktionskomitees. In einigen Teilen des Ruhrgebiets und des Rheinlands nimmt der Generalstreik die Form eines bewaffneten Arbeiteraufstandes an. Der arbeiterfeindliche Verteidigungsminister Noske (SPD) muß zurücktreten. Doch die Führung der Arbeiterorganisationen war nicht bereit, dem Kapitalismus ein Ende zu bereiten und tat alles, um die Bewegung wieder in ruhige Bahnen zu lenken. Und ohne eine landesweite Führung und Koordinierung kann eine Revolution nicht siegen.
1948: 24-Stunden Generalstreik am 12. November
Von 11,7 Millionen Beschäftigten in der amerikanischen und britischen Besatzungszone legten 9 Millionen die Arbeit nieder. Dieser Streik war ein Ausdruck der heftigen Klassenkämpfe, die in der Nachkriegszeit stattfanden und der sozialistischen Ambitionen der Arbeiterbewegung. 1946 sprachen sich 72 Prozent der hessischen Bevölkerung bei einer Volksbefragung für die Verstaatlichung der Schlüsselindustrien aus. Die Militärverwaltung ignorierte dieses Votum und in den anderen Teilen Deutschlands wurden die geplanten Volksbefragung abgesetzt – die Militärbehörden hatten Angst vor ähnlichen Ergebnissen. Der Generalstreik im November war Ausdruck der Kämpfe gegen die schlechte Versorgungslage, die Währungsreform und die Angriffe der Machthaber auf die Gewerkschaften.