… so eine 57-jährige Kollegin bei der Telekom in Berlin nachdem die Personalabbauzahlen für ihren Bereich bekannt gegeben wurden
von Alexandra Arnsburg, BerlinIm Geschäftskundencenter Berlin ist es „nur“ jeder dritte. In der Kundenniederlassung Frankfurt/Oder soll in einigen Bereichen jeder zweite in die am 1. Januar 03 gegründete Personal-Service-Agentur (PSA) versetzt werden. Die ver.di-Führung trug die Gründung der PSA mit, woraufhin das Unternehmen im letzten Jahr bekannt gab, weltweit 50.000 Arbeitsplätze zu vernichten. Zuerst kam den KollegInnen die ganze Sache sehr abstrakt vor. Doch jetzt wurde den meisten klar, dass diese Versetzung ein Abstellgleis auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit ist, nachdem Ende 2004 der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen ausläuft. In Orten wie Schwerin oder Neubrandenburg, wo die Telekom eine der einzigen größeren Arbeitgeberinnen ist, oder in Berlin, wo die Arbeitslosenzahl auf dem höchsten Stand seit 70 Jahren ist, „haben die gerade auf uns von der Telekom gewartet“. Diesen Satz eines Vetrauensmanns aus Rostock hört man zur Zeit öfter, wenn Abteilungsleiter von unseren „Chancen auf dem externen Markt“ sprechen. Die Stimmung ist am Überkochen. Ein ver.di-Sekretär, der bei einer Vertrauensleuteversammlung darauf verweisen wollte, dass ver.di schon irgendwann Aktionen machen werde, wurde von den KollegInnen zurechtgewiesen. ver.di solle sich endlich mal blicken lassen, konkrete Aktionen machen und dem Ausdruck verleihen, dass die KollegInnen für den Erhalt der Arbeitsplätze streiken würden. Die Einschnitte der letzten Jahre seit der Privatisierung haben viele noch hingenommen. Jetzt sind viele einfach sauer. Sie sind nicht Schuld an der Mißwirtschaft der Managements, an der Überbewertung von Immobilien und Spekulationsgeschäften mit UMTS und nicht funktionierenden Computerprogrammen. Sie haben nur ihre Arbeit getan und den Vorstandsmitgliedern werden selbst nach ihrem Abdanken die Taschen gefüllt, siehe Ron Sommer. Wie nach dem Radikalabbau der normale Betrieb noch aufrecht erhalten werden soll, ist niemandem klar. Hauptsache die Zahlen stimmen. Die Kollegin aus Berlin ist bei weitem nicht die einzige: „Ich habe noch nie in meinem Leben gestreikt. Aber jetzt ist das Maß voll. Diesmal streike ich auch mit!“ Aber damit es zu diesem Streik gegen Arbeitsplatzvernichtung kommt, müssen wir innergewerkschaftlich gewaltig Druck machen.
Alexandra Arnsburg ist ver.di-Vertrauensfrau im Geschäftskundencenter Berlin der Telekom (Angaben dienen nur der Kenntlichmachung der Person)