Die Musikindustrie pfeift auf unabh?ngige Musikkultur
?Statt seinen musikalischen Ho??ri??zont zu erweitern, wird ei?nem von EMI, Sony, Warner & Co auf allen Ka?n?len das selbe aufge?zwungen. Das steigert den Profit und rot?tet eine vielf?tige Musikkultur langsam aus.? (Fans des geschlossenen Senders Viva Zwei).
von David Matrai, Stuttgart
Noch im Jahr 2000 t?nte Gorny, Chef der Viva Media AG: ?Wir leisten uns sogar mit Viva Zwei einen Sender, der keinen Profit abwirft.? (Tagesspiegel, 10. Dezember 00). Zwei Jahre sp?ter war damit jedoch Schluss.
Viva Zwei …
…galt f?r viele als Versuch, alternative Musikkultur mehr Jugendlichen zug?nglich zu machen. Der Sender beschr?nkte sich nicht nur auf die Bands und Videos gro?er Musikkonzerne und hatte wegen dieser gr??eren musikalischen Vielfalt abseits des Kommerz schnell eine treue Fangemeinde.
Viva Zwei Resistance
Um ein Ende des Senders zu verhindern, sammelte diese Fan-Gemeinde Unterschriften, erstellte ?VIVA 2 Resistance?-Web?sei?ten und organisierte ei?ne Demo. Erfolglos: im Januar 2002 ging der Nachfolgesender Viva Plus auf Sendung. Inzwischen wurden allerdings auch die MitarbeiterInnen dieses Senders entlassen ? wegen Sparma?nahmen.
Der Viva-Konzern
Die Viva Media AG ist ein international agierender Medienkonzern. Neben den Viva-Sendern und der Produktionsfirma Brainpool in Deutschland, hat der Konzern Sender in mehreren europ?ischen L?ndern aufgekauft. Hauptaktion?r der Viva Media AG ist AOL Time Warner, das m?chtigste Medienimperium in den USA.
?Deutsches Kulturgut??
Als 2002 der Mutterkonzern von MTV die Viva Media AG ?bernehmen woll?te, ging ein Aufschrei durch die deutschen Medien. Sie sorgten sich um ?deutsches Kulturgut? (FAZ, 24. Juni 02). Daran wurde deutlich, welche Bedeutung der deutsche Musikmarkt hat. Er ist der viertgr??te der Welt, f?r Konzerte wird hier mehr als doppelt so viel ausgegeben wie f?rs Kino. Damit die deutschen Herrschenden einen m?glichst gro?en Anteil seiner Profite bekommen, unterst?tzen sich Politiker und Musikindustrie gegenseitig. So beriet z.B. Gorny (Viva-Chef) Schr?der bei den Wahlen 1998.
Profit geht vor
F?r Jugendliche macht es keinen Unterschied, ob amerikanische oder deutsche Konzerne den Musikmarkt beherrschen. Es macht aber einen Unterschied, ob es nur darum geht, Profit zu machen oder unterschiedliche kulturelle Bed?rfnisse zu befriedigen. Heute teilen sich f?nf Konzerne in der deutschen Plattenindustrie 90 Prozent der Profite (taz, 24. April 02). Einige wenige Manager entscheiden, was im Radio gespielt wird und welche Musikvideos laufen.
Demokratische Kontrolle der Musikindustrie
Das schnelle Ende von Viva Zwei hat gezeigt, dass alternative Musikkultur bei der Profitlogik unter die R?der kommt. In einer sozialistischen Gesellschaft w?rde die Musikindustrie unter demokratische Kontrolle von Besch?ftigten und Jugendlichen gestellt werden. Dann k?nnten zum Beispiel die Milliarden, die heute f?r Werbung der Musikprodukte ausgegeben werden, f?r eine lebendige und kreative Musikkultur von unten verwendet werden.