Solidaritätserklärung des 2. Vernetzungstreffens für den Bildungsstreik der Region Stuttgart
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir finden eure Forderungen und euren Streik vollkommen berechtigt. Wenn nach einer Infratest-Umfrage 80% der ErzieherInnen nicht erwarten, das gesetzliche Rentenalter in ihrem Beruf zu erreichen, wenn ErzieherInnen bei ihrer Arbeit Lärmpegel aushalten müssen, als würde in 100 Meter Entfernung ein Flugzeug starten, dann ist die Forderung nach einem tarifvertraglichen Gesundheitsschutz völlig berechtigt. Wenn ErzieherInnen Gehälter auf dem Niveau von 1991 erhalten sollen, dann ist die Forderung nach höherer Eingruppierung ebenso berechtigt.
Zugleich ist euer Kampf der beste Einstieg in den für Mitte Juni geplanten gemeinsamen Bildungsstreik. Er bringt das Thema Bildung wieder in die öffentliche Diskussion und in die Medien, aus denen es in den letzten Monaten verdrängt worden war. Wenn ihr es schafft, vor dem Bildungsstreik einen guten Abschluss zu erzielen, würde uns das nicht nur für euch freuen, sondern es wäre auch der beste Rückenwind für den Bildungsstreik. Es würde beweisen, dass auch Bereiche erfolgreich streiken können, in denen der Streik nicht direkt Profite trifft, sondern vor allem moralischen Druck erzeugt, wie das ja auch bei SchülerInnen oder Studierenden der Fall ist. Da die herrschende Politik aber nur bei Banken und Konzernen schnell den Geldhahn aufdreht und im Bildungsbereich nur zu Lippenbekenntnissen bereit ist, fürchten wir, dass ihr einen längeren Atem brauchen werdet. Für diesen Fall hoffen wir, dass ihr eure Streikplanung so einrichten könnt, dass ihr in der Bildungsstreikwoche vom 15. bis 19. Juni und vor allem am 17. Juni mit uns gemeinsam streiken werdet.
In jedem Fall unterstützen wir euren Streik und werden unsere Mobilisierung für den Bildungsstreik nutzen, um eure berechtigten Forderungen bekannt zu machen und für sie zu werben. Insbesondere werden wir deutlich machen, dass sich euer Streik nicht gegen die Kinder in den Kindertagesstätten und ihre Eltern richtet und die betroffenen Eltern zu überzeugen versuchen, dass die richtigen Adressen für ihren Unmut über streikbedingte Unannehmlichkeiten die Rathäuser sind. Wir fordern alle den Bildungsstreik unterstützenden Organisationen auf, sich auch in diesem Sinne zu engagieren.