Die Rente ist sicher?

Volle Rente ab 55 Jahren statt Arbeiten bis zum Umfallen


 

Das Rentensystem, das unter Kohl und Blüm bereits ausgehöhlt wurde, ist unter Schröder und Riester rigoros ausgehebelt worden. Nicht genug, dass mehr und mehr aus eigener Tasche finanziert werden muss. Nun soll auch das Renteneintrittsalter auf 67 oder gar 70 Jahre erhöht werden.
"Die Deutschen werden immer älter und beziehen immer länger Rente. Auf der anderen Seite sinken die Einzahlungen in die Rentenversicherung durch den demographischen Wandel", so heißt es alle paar Jahre, um Kürzungen bei den Renten zu rechtfertigen.

Ursachen für die Krise der Rentenkassen

Die Gründe für die Krise der Rentekassen liegt aber nicht am "demographischen Faktor". Nach der Kopfzahl-Theorie müssten wir verhungern, weil ein Bauer heute 80 Menschen versorgen muss, während es 1900 nur drei waren. Solange die Arbeitsproduktivität steigt, ist die Zunahme älterer Menschen ohne weiteres finanzierbar. Der jährlich erwirtschaftete Reichtum, das Bruttosozialprodukt, wurde seit 1960 verdreifacht, obwohl 20 Prozent weniger Arbeitsstunden geleistet werden.
Die Arbeitgeber verbreiten diese Lügen nur, um die Finanzierung der sogenannten Lohnnebenkosten (die in Wirklichkeit nichts anderes sind als Lohnkosten, die zur Aufrechterhaltung der Arbeitskraft dienen) zu Lasten der Beschäftigten zu verschieben. Die Frage ist vielmehr, wie der ständig steigende gesellschaftliche Reichtum verteilt wird.
Gleichzeitig sind heute über fünf Millionen Menschen ohne Arbeit. Das heißt aber auch, dass fünf Millionen Menschen nicht in die Rentenkassen einzahlen und so Einnahmen verloren gehen. Würden die offiziell Arbeitslosen alle beschäftigt, könnte der gesellschaftliche Reichtum um 232 Milliarden oder elf Prozent erhöht werden.
Nein zur Privatrente
Mit der Riester-Rente wurde die Teilprivatisierung der Rente eingeführt. Seit 2002 sollen die abhängig Beschäftigten eine private Zusatzrente abschließen. 30 Millionen sollten davon betroffen sein. Momentan haben gerade mal 4,4 Millionen eine private Zusatzrente abgeschlossen. Wie soll denn auch eine private Zusatzrente abgeschlossen werden, wenn der Lohn ohnehin nicht ausreicht? Und wer privat fürs Alter gespart hat, arbeitslos ist und Arbeitslosenhilfe bezieht, der muss alles, was über 200 Euro pro Lebensjahr hinausgeht, erst mal verbrauchen und bekommt erst dann Geld von der Agentur für Arbeit.

Renteneintrittsalter runter

Union und SPD wollen eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters. Dabei hat heute kaum jemand noch bis 65 Jahre Arbeit. Wer über 50 Jahre ist, hat auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.
Die Erhöhung des Rentenalters dient nur dazu, die Renten weiter abzusenken. Wer dann mit 60 Jahren in Rente geht, weil er eh arbeitslos war, erhält dann Abzüge (0,3 Prozent weniger Rente pro Monat, den man früher in Rente geht) für zehn Jahre, statt für fünf Jahre.
Aber vor allem hat der Arbeitsdruck in den Betrieben enorm zugenommen. Durch die gängige Arbeitszeitverlängerung auf 40 oder mehr Stunden wird der Druck weiter erhöht. Schon heute stirbt ein Drittel aller ArbeiterInnen vor Erreichen des Rentenalters. Die Antwort darauf ist nicht länger arbeiten, sondern kürzer.
Für das Recht auf ein vernünf-tiges Leben nach der Arbeit
Die Durschschnittsrenten liegen momentan bei Männern in den alten Bundesländern bei 1.064 Euro und 1.126 Euro in den neuen Bundesländern. Frauen bekommen sogar nur 722 Euro im Osten und 524 Euro im Westen.
Die SAV ist der Meinung, dass die Rente für ein vernünftiges Leben reichen muss und setzt sich daher für eine gesetzliche Rente von mindestens 75 Prozent des letzten Nettolohns beziehungsweise mindestens 750 Euro plus Warmmiete pro Monat ein. Wer ein Leben lang gearbeitet hat, soll im Alter nicht auf Almosen angewiesen sein.

von Holger Dröge, Berlin